HELIOS

Helios Hanseklinikum: Fachkräftegewinnung aus dem Ausland

2. September 2020

Ein Hauch Copacabana kommt an den Strelasund

Über 10.000 Kilometer liegen hinter ihnen. Von São Paulo nach Stralsund. Für 20 Brasilianer*innen fängt heute in der Hansestadt ein neuer Arbeits- und Lebensweg an. Am Helios Hanseklinikum haben sie ihre Arbeit in der Pflege aufgenommen. Für die Klinik ist es ein weiterer Schritt, dem Pflegemangel zu begegnen.  

Das Hanseklinikum hat einen neuen Weg beschritten, um Fachkräfte zu gewinnen. Neben regionaler Akquise, Einstellung von Auszubildenden und interner Weiterbildung, setzt das Klinikum auf Pflegefachkräfte aus Brasilien. „Das ist eine große Chance für die kulturelle Vielfalt in unserem Klinikum und in der Stadt, von der beide Seiten profitieren können“, sagt Klinikgeschäftsführer Johannes Rasche. „Unser Ziel ist es, unseren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur einen Arbeitsort zu schaffen, sondern mit Stralsund auch eine neue Heimat.“

Bereits vor einem Jahr, weit vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, begann das groß angelegte Projekt. Der Pflegedirektor des Hanseklinikums, Dirk Gregor, hatte in São Paulo dutzende Bewerbungsgespräche geführt. Von zahlreichen Interessenten haben sich am Ende 20 Pflegekräfte durchgebissen und ihren Weg nach Deutschland angetreten. Fachlich sind sie gut ausgebildet und haben in Brasilien ein vierjähriges Pflegestudium abgeschlossen. Die Qualifikation ist wichtig, doch die Sprachkenntnisse seien ein nicht zu unterschätzender Faktor, macht Herr Gregor deutlich: „Pflegekräfte arbeiten so nah am Patienten wie keine andere Berufsgruppe. Gute Deutschkenntnisse sind daher ein Muss.“ Aus diesem Grund absolvierten die Brasilianer*innen einen mehrmonatigen Deutschkurs am Goethe-Institut. Nun erfolgt die Einarbeitung im Klinikum, die nach sechs bis zwölf Monaten mit einer Anerkennungsprüfung endet. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten die Neustralsunder einen unbefristeten Arbeitsvertrag am Hanseklinikum.

Das gesamte Projekt wurde von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit koordiniert. „Die Bundesagentur für Arbeit hat 2018 begonnen, erste Pflegekräfte in Brasilien zu gewinnen“, sagt Thorsten Rolfsmeier, Geschäftsbereichsleiter Auslandsvermittlung der ZAV. „Entsprechend konnten wir bereits ein gutes Netzwerk im Land aufbauen, mit dem wir interessierte Arbeitgeber in Deutschland bei der Personalgewinnung unterstützen können. So müssen nicht jede Klinik und jedes Krankenhaus ihre eigenen Kanäle aufbauen. Die Komplexität, Pflegekräfte im Ausland zu gewinnen, sollte nicht unterschätzt werden.“ Mit ihrer Erfahrung und ihren Netzwerken begleitet die ZAV sowohl die Pflegekräfte während des Visa- und Anerkennungsprozesses als auch in Kooperation mit den regionalen Arbeitsagenturen Arbeitgeber während der Ansprache und Auswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber.

Erfolgsfaktor Integration

Neben der Fachlichkeit, bringt die lebensbejahende Kultur der Brasilianer einen erfrischenden Wind an die Küste. „Ich habe hochmotivierte Menschen kennengelernt, die sehr aufgeschlossen und immer zum Lachen aufgelegt sind. Das ist eine wahre Bereicherung für die Stadt, für die Kollegen und für die Patienten“, erklärt Herr Gregor.

Vor Ort sei entscheidend, die neuen Pflegekräfte nicht allein mit der Arbeit vertraut zu machen, sondern auch mit Stadt, Kultur und Menschen, sagt Heike Fehlberg, die bei Helios für den Bereich Gewinnung/Akquise und Integration internationaler Fachkräfte verantwortlich zeichnet. „Eine gelungene Integration, auch außerhalb der Arbeitswelt, ist der Schlüssel zum Erfolg, um ausländische Pflegekräfte langfristig an unseren Kliniken zu binden.“ Damit das gelingt, sind in den vergangenen Monaten zahlreiche Maßnahmen erarbeitet worden. So hat das Klinikum eine Integrationsmanagerin eingestellt, die sich um viele Fragen von Visum über Arbeitserlaubnis bis Kontoeröffnung kümmert. Zudem steht jedem Brasilianer ein sogenannter Lernpate zur Seite, der die Einarbeitung auf Station übernimmt, aber auch außerhalb der Klinik Stadt und Kultur näherbringt. In den nächsten Tagen plant das Klinikum ein großes Fest mit typisch deutschem und brasilianischem Essen. „Wir müssen offen sein, einander kennenlernen und vor allem miteinander sprechen. Über den kulinarischen Austausch können wir schnell das Eis brechen“, erklärt der Klinik-Chef.

Einige Parallelen gibt es bereits zwischen den Kulturen, auch wenn das Klima unterschiedlicher kaum sein könnte. Beide Nationen eint die Liebe zum Fußball. Auch gesellige Grillfeste und gut gekühltes Bier sind bei Brasilianern und Deutschen sehr beliebt. In Brasilien gibt es sogar eine deutsche Stadt. Rund 600 Kilometer südlich von São Paulo liegt Pomerode. Die Kleinstadt mit rund 33.000 Einwohnern wurde 1861 von pommerschen Siedlern gegründet. Bis heute sprechen dort zwei Drittel mit ostpommerschem Akzent.

Hintergrundinformation Fachkräftegewinnung

Die Einstellung brasilianischer Pflegekräfte ist eine von fünf Säulen, mit denen sich das Helios Hanseklinikum Stralsund dem steigenden Personalbedarf in der Pflege

entgegenstemmt. Hinzu kommen die Recruiting-Kampagne „Ankerplatz Stralsund“, die Personalsuche auf dem regionalen und überregionalen Arbeitsmarkt, die Einstellung von Auszubildenden und die interne Qualifikation von 21 Mitarbeitern aus dem Service und dem Patientenbegleitdienst zum Alten- und Krankenpflegehelfer.

Das Hanseklinikum hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren zum größten Arbeitgeber Stralsunds entwickelt. Seit dem 31. März 2019 bis zum 31. Juli 2020 ist die Zahl der Mitarbeiter von 1.232 auf 1.434 gestiegen. Davon sind weit über 100 Mitarbeiter im Pflegebereich eingestellt worden.

 

Quelle: helios-gesundheit.de
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