Klinikum Hochrhein GmbH: Klinikum warnt vor extra Urlaubstagen

28. April 2020

Auch im Klinikum Hochrhein sind die Pflegekräfte von den Belastungen der CoronaPandemie stark betroffen. Zwar hat das Haus bislang kein erhöhtes
Patientenaufkommen zu verzeichnen, doch veränderte Strukturen, ängstliche Bürger und die Sorge darüber, was noch kommen könnte, sorgen für eine
Mehrbelastung der Mitarbeiter.

Bislang wurde diese zusätzliche Belastung seitens der Bundesregierung nicht honoriert, nun aber gibt es zwar Grund zum Aufatmen, aber auch Grund zur Sorge. Denn eine neue Verordnung des Bundesministeriums hat zwar die schrittweise Erhöhung der Mindestlöhne beschlossen, jedoch auch eine Erhöhung der Urlaubstage für dieses und das kommende Jahr. „Was toll klingt, ist ein Widerspruch in sich“, erklärt Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer der Klinikum
Hochrhein GmbH und führt aus, dass bei dieser Regelung ein maßgeblicher Punkt nicht beachtet wurde: „Deutschlandweit kämpfen Kliniken mit Personalmangel und wir am Hochrhein insbesondere, da uns die Nähe zur Schweiz Pflegekräfte abzieht.

Eine Erhöhung der Urlaubstage wie geplant, würde folgendes für uns bedeuten: Unsere Pflegekräfte erhalten laut Verordnung fünf Urlaubstage mehr in 2020 und in 2021 sechs Urlaubstage zusätzlich. Dadurch würde ein Personalbedarf von sechs zusätzlichen Pflegekräften für 2020 und sieben zusätzlichen Pflegekräften für 2021 entstehen. Woher sollen wir diese Menschen nehmen?!“, so der Klinikgeschäftsführer und weiter: „Die einzige Möglichkeit, die uns dann bleibt, ist die Anzahl der Betten zu verringern. Also genau das Gegenteil von dem, was uns die Corona-Krise doch jetzt lehrt.“

Im Klinikum Hochrhein hat man bislang in Eigenregie versucht, die Stimmung aufrecht zu erhalten. Drei kostenlose Mahlzeiten stehen den Mitarbeitern aller
Berufsgruppen seit Beginn der Krise zur Verfügung. Rund 800 Euro täglich, die das Klinikum aus eigener Tasche stemmt. Ein psychologischer Gesprächskreis mit Dr. med. Andreas Jähne, ärztlicher Direktor der Oberberg Klinik Rhein-Jura GmbH Bad Säckingen, wird regelmäßig angeboten und erfreut sich großer Beliebtheit - doch seitens des Landes gab es bislang keine klare Unterstützung. „Man sollte doch meinen, dass die Corona-Krise gezeigt hat, wo unsere Probleme im Gesundheitswesen liegen. Nun wird einmal mehr ohne Sinn und Verstand gehandelt und die Kliniken müssen die Folgen ausbaden. Dass unsere Pflegekräfte nun endlich mehr Geld bekommen sollen, ist toll. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn wir in der Lage wären, auch die extra Urlaubstage zu gewähren. Doch die einzige realistische Möglichkeit, das fehlende Personal abzufangen, wäre eventuell noch der Einsatz von externen Kräften in Arbeitnehmerüberlassung.

Also wieder horrende Kosten und das, wo wir bislang nicht wissen, ob alle unsere Bemühungen, unsere Betten für mögliche Covid Patienten freizuhalten, vollständig refinanziert werden. Die sogenannte Freihaltepauschale, die den Kliniken einenPauschalbetrag pro freigehaltenes Bett zusichert, ersetzt die Kosten der Kliniken nicht vollständig. Im Klinikum entsteht trotz der kleinen Pauschale wöchentlich ein Defizit von knapp 60.000 Euro. Für viele Krankenhäuser kann dies das Aus bedeuten“, so Schlaudt. Im Klinikum Hochrhein hofft man nun darauf, dass die Bundesregierung noch einmal nachbessert oder Lösungen bereitstellt, doch das Vertrauen hat gelitten. „Seit Jahren versuchen Kliniken in Deutschland darauf aufmerksam zu machen, wo es brennt. Jahrelang hat man weggeschaut. Jetzt wo klar ist, dass wir zwar im Vergleich zu anderen noch gut mit unserem Gesundheitssystem dastehen, es aber dennoch fünf vor 12 ist – wünsche ich mir persönlich, dass sich künftige Verordnungen realistisch gestalten. Wir brauchen eine stabile und flächendeckende Gesundheitsversorgung mit engagierten und motivierten Mitarbeitern, dies können wir alleine nur in Teilen stemmen, daher muss die Politik jetzt die Strukturen nachhaltig verbessern“, so Schlaudt abschließend.

Quelle: Pressemeldung – Klinikum Hochrhein
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