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VKD: Vor Corona ist nach Corona

17. November 2020

Grundsätzliche Probleme werden noch immer nicht angepackt oder aus Sicht der Praxis grundfalsch geregelt

„Unsere flächendeckende Krankenhausversorgung in Deutschland ist unverzichtbar. Diese Erkenntnis aus den vergangenen, extrem herausfordernden Monaten für die allermeisten Kliniken in Deutschland kann nicht mehr in Frage gestellt werden.“ Das konstatierte der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands, Dr. Josef Düllings, zum Start des 43. Deutschen Krankenhaustages im Rahmen der Medizinmesse Medica, die beide in diesem Jahr virtuell stattfinden. Diese Erkenntnis dürfe aber auch nicht ohne entsprechende Schlussfolgerungen für gesundheitspolitische Entscheidungen bleiben, forderte er.

„Wie in einem Brennglas haben sich sehr deutlich die positiven Auswirkungen politischen Handelns, aber auch die durchaus schweren politischen Versäumnisse der vergangenen Jahre gezeigt. Wir haben gesehen, dass schnelle Entscheidungen möglich sind. Wir haben gesehen, dass Bürokratie reduziert werden kann. Wir haben gesehen, dass Politik und Krankenkassen in schwierigen Situationen durchaus in der Lage sind, uns und unseren Mitarbeitern zu vertrauen. Seit dem Sommer sehen wir aber auch, dass man recht zügig wieder in die alten Muster zurückkehren will. Das ist fatal, weil gerade angesichts nicht nur der zweiten Pandemiewelle, sondern auch angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich aus der Pandemie ergeben, die Krankenhäuser mehr Flexibilität, weniger Bürokratie sowie die Mittel für Investitionen in Digitalisierung und notwendige Strukturveränderungen benötigen“, so der VKD-Präsident.

„Medizinisch waren und sind wir gut aufgestellt, wirtschaftlich dagegen ist die Lage für mindestens die Hälfte aller Einrichtungen mehr als prekär. Es hat durchaus umfangreiche Hilfen gegeben. Es gibt auch das gerade erneuerte Versprechen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für weitere Hilfe. Das ist natürlich beruhigend. Die Politik hat aber in der Pandemie auch Zeit für neue Gesetze gefunden, die von den Praktikern in den Geschäftsführungen als schädlich angesehen werden.“

In der Pandemie ausgesetzte Regelungen, deren Praxisferne sich schon vor der Pandemie deutlich gezeigt habe, sollen nicht nur wieder in Kraft gesetzt, sondern erweitert werden. Dazu gehörten nicht nur neue Pflegepersonaluntergrenzen, die einen flexiblen Personaleinsatz deutlich erschweren würden. Dazu gehöre auch der aktuelle Referentenentwurf für ein Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung, der die Entscheidung, welche Patienten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser behandelt werden dürfen, den Kassenärztlichen Vereinigungen übertrage. Dr. Düllings: „Wo sollen sie denn dann Hilfe erhalten, wenn niedergelassene Ärzte und Bereitschaftsdienste, wie so oft, nicht verfügbar sind?“

Angesichts der aktuell wieder anrollenden Pandemiewelle sei es notwendig, auf dem Krankenhaustag vor allem die akuten Probleme zu diskutieren. Die vordringlichste Forderung sei hier die Entlastung der Krankenhäuser.

„Doch vor Corona ist nach Corona.“ Als wichtige Aufgaben für die Zeit nach der Pandemie sehe der VKD den Erhalt der bewährten, gestuften Krankenhausversorgung, so der VKD-Präsident. Die Fokussierung auf die Häuser der Maximalversorgung, wie sie von einigen Gutachtern empfohlen werde, sei einseitig und verhindere für viele Menschen den schnellen Zugang zu medizinischer Hilfe. Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung könnten zudem, wie auch die Pandemie gezeigt habe, die großen Kliniken entlasten.

Der VKD fordere außerdem – nicht zum ersten Mal – eine ganzheitliche Reform der Krankenhausfinanzierung, die sowohl die Vergütung der Leistungen als auch die notwendigen Vorhaltekosten sowie Investitionen umfasse. Zu berücksichtigen seien dabei auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Das Thema Notfallversorgung müsse dringend neu gedacht werden. Eine zentrale Lehre aus der Pandemie sei dabei der Vorteil einer integrierten ambulant-stationären Versorgung, etwa durch Etablierung und Finanzierung von Polikliniken an Krankenhäusern, um den Patienten nicht nur Umwege und Zeitverluste zu ersparen. Sie wären, welche Hilfe für sie immer notwendig sei, an einem Ort, wo Professionalität und moderne Medizintechnik gleichzeitig verfügbar seien.

„Die Monate der ersten Welle waren für viele Mitarbeiter und Führungskräfte in den Krankenhäusern, Rehakliniken und Pflegeheimen nicht nur hart, in manchen Bereichen bis zur Erschöpfung, sondern stellten oft auch einen heftigen Lernprozess dar. Und obwohl wir alle gehofft hatten, dass es nicht zu einer zweiten Welle kommt, waren wir dadurch vorbereitet und stehen bereit für die an Covid-19 erkrankten Patienten“, so der VKD-Präsident.

Der 43. Deutsche Krankenhaustag findet in diesem Jahr vom 16. bis zum 19. November 2020 virtuell statt – ebenso wie die weltgrößte Medizinmesse virtual.MEDICA. In der Eröffnungsveranstaltung wird sich VKD-Präsident Dr. Josef Düllings auch im Videostream zu den Positionen des VKD äußern.

Der VKD lädt zudem Mitglieder, Besucher und Interessenten an seinen virtuellen Stand auf der Medica im Exhibition Space der virtuellen Messe ein.

Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD) vertritt mit rund 2.250 Mitgliedern das Management fast aller deutschen Krankenhäuser einschließlich der Rehabilitationskliniken und Pflegeeinrichtungen. Er versteht sich als Ansprechpartner insbesondere in Fragen der Krankenhauspraxis und des Klinikmanagements. 

Quelle: vkd-online.de
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