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Frühjahrsumfrage 2011 - MDK-Prüfung in deutschen Krankenhäusern - Ergebnisse

7. November 2011

Krankenhausabrechnung 2010 - Die Fakten

Die Ergebnisse unserer Frühjahrsumfrage 2011 zum Thema:

MDK-Prüfung in deutschen Krankenhäusern - Bestandsaufnahme 2010 - Trend 2011

vorgetragen auf der Informationsveranstaltung der DKG "Krankenhausabrechnung im Fokus" am 10.10.2011 in Berlin

An der Umfrage haben sich 222 Kliniken aus 15 Bundesländern beteiligt. Das waren erneut 57 Kliniken mehr (35%) als bei der Frühjahrsumfrage 2010. Die teilnehmenden Kliniken repräsentieren rund 76.500 Betten (+21%) und 3,02 Millionen stationäre Patienten (+19%).

62% der MDK-Einzelfallprüfungen war zum Umfragezeitpunkt bereits abgeschlossen und 38% weiterhin in Bearbeitung. Die Bearbeitungsquote liegt somit 3,3 Prozent unter dem des Vorjahres. Kaum Unterschiede waren hinsichtlich der Klinikträgerschaft festzustellen. In Bezug auf den Versorgungsgrad  der Kliniken zeigen Schwerpunktversorger den höchsten (67%) und Grund- und Regel-Versorger den niedrigsten (60%) Bearbeitungsstand. Eine Abhängigkeit von der Höhe der Prüfquote besteht nicht. Dagegen konnten mittels MDK-Inhouse-Prüfungsverfahren (71%) deutlich mehr Fälle abgearbeitet werden als im schriftlichen Prüfungsverfahren (58%).

Die mittlere Prüfquote für Einzelfallprüfungen nach § 275 SBG V im Jahr 2010 beträgt 11,1% und liegt damit um 0,7% über der Vorjahresumfrage. 10 Häuser melden eine Prüfquote bis 4,9 Prozent, 86  Kliniken bewegen sich in einem Prüfkorridor von 5,0 bis 9,9 Prozent, 99 Krankenhäuser  melden 10,0 bis 14,9 Prozent, 22 Kliniken  liegen zwischen 15,0 und 19,9 Prozent und 5 Häuser über 20 Prozent. Kliniken in privater Trägerschaft liegen mit 12,0 Prozent durchschnittlich 1 Prozent über den anderen Krankenhäusern. Wie in den unseren vorherigen Untersuchungen nimmt die Prüfquote mit der Spezialisierung und dem Versorgungsgrad der Häuser zu. Kliniken mit überwiegender Inhouse-Prüfung und mit überwiegender Primärkodierung durch Ärzte zeigen tendenziell eine höhere Prüfquote.

Von den bereits abgeschlossenen MDK-Prüfungen der teilnehmenden Kliniken wurden im Mittel 41,6% zugunsten der Kostenträger entschieden. Das sind 1,5 Prozent weniger als in unserer Umfrage 2010. Private Träger (42,6%) müssen mehr Fälle abtreten als frei-gemeinnützige Häuser (40,4%) und öffentlich-rechtliche (41,7%). Fachkrankenhäuser verlieren 10% weniger Fälle als Maximal-Versorger. Werden die MDK-Prüfungen im Inhouse-Verfahren abgewickelt fällt die Entscheidung häufiger zugunsten der Kostenträger aus als im schriftlichen Prüfungsverfahren.

Die Krankenhäuser verlieren dabei im nach Fallzahl gewichteten Mittel 437 Euro pro abgeschlossenen MDK-Prüfungsfall (berechnet auf die Bezugsgröße des InEK für den Fallpauschalenkatalog 2010 in Höhe von 2.619,10 €). Es zeigen sich Unterschiede bei der Trägerschaft (Privat > Öffentlich > Frei-gemein), beim Versorgungsgrad (Fach- u. Maximal-Versorger > Grund-Regel- u. Schwerpunkt-Versorger) sowie beim Kodier- und MDK-Management.

Der mit deutlichem Abstand häufigste Prüfgrund bleibt, wie bereits in den Vorjahresumfragen, die Verweildauer. Die Kliniken geben als Top-Prüfgründe der Kostenträger die sekundäre Fehlbelegungsprüfung in Bezug auf die untere Verweildauer (MW: 29,4%, Median: 29,0%) und auf die obere Verweildauer (MW: 16,8%, Median: 15,0%) an. Dann folgen die korrekte Kodierung von Hauptdiagnosen (MW: 16,6%, Median: 14,0%), die primäre Fehlbelegungsprüfung (MW: 15,9%, Median: 13,0%) und die Nebendiagnosen-Kodierung (MW: 15,6%, Median: 14,0%).

Die überwiegende Überprüfung der primären und sekundären Verweildauer lässt sich eindeutig über die gute Erfolgsquote für die Krankenkassen erklären. So gehen 40,2% (Median:40,0%) der Fehlbelegungsprüfung in Bezug auf die untere Verweildauer, 25,3% (Median: 22,0%) der Prüfung auf obere Grenzverweildauer und 20,1% (Median:14,0%) primäre Fehlbelegungsprüfung zugunsten der Kostenträger aus. Knapp 20% der Prüfung auf korrekte Kodierung der Haupt- und Nebendiagnosen gehen ebenfalls zu Gunsten der Kassen.

Hinsichtlich der Prüfquoten der einzelnen Kostenträger ergibt sich eine Spannweite von 6,4% für die Berufsgenossenschaften bis 18,4% für die AOK. Im oberen Mittelfeld finden sich neben der AOK, die Barmer GEK (15,9%), die DAK (13,2%) und die TK (11,8%).

Lediglich drei Krankenhäuser mussten sich im Jahr 2010 einer so genannten 17c Prüfung unterziehen und nur 0,7 % der MDK-Prüfungen wurden an das Sozialgericht übergeben (Median: 0,1%, Max: 15%). Am klagefreudigsten zeigten sich Kliniken in frei-gemeinnütziger Trägerschaft (1,3%) und Fachkrankenhäuser (1,5%).

Wir erhielten in den letzten Jahren immer wieder den Hinweis, dass ein nennenswerter Anteil von Fallprüfungen unter Ausschluss des MDK im Sinne einer so genannten "direkten Fallbesprechungen" mit den Kostenträgern stattfinden. Erstmalig in diesem Jahr wollten wir auch dieser Frage nachgehen und erhoben deren Anteile.

In allen Bundesländern finden diese "direkten Fallbesprechungen" mit den Kostenträgern statt. allerdings mit sehr unterschiedlicher Ausprägung. Während in Nordrhein-Westfalen gut zwei Drittel der Krankenhäuser Abrechnungsfragen direkt mit den Kassen besprechen, sind es in Thüringen lediglich 8 Prozent der Kliniken. Häuser in frei-gemeinnütziger Trägerschaft gehen diesen Weg ebenfalls häufiger als Versorger in öffentlicher oder privater Trägerschaft. Im Durchschnitt werden 10% der Behandlungsfälle von den Kostenträgern hinterfragt. Bei den direkten Fallbesprechungen mit den Krankenkassen  werden im Mittel 40,2% (Median: 43%) zugunsten der Kostenträger entschieden.
Kaum Unterschiede sind dabei hinsichtlich der Krankenhausträgerschaft auszumachen. Wie im MDK-Prüfungsverfahren verlieren Fachkrankenhäuser mit 10,5% jedoch deutlich weniger Fälle als Maximal-Versorger (54,2%).

Die Kodierung der Krankenhausfälle erfolgte im Jahr 2010 zu 61% durch Kodierfachkräfte (Median: 70%) und zu 39% durch die Ärzte (Median: 30%). Krankenhäuser der Maximal- und Schwerpunktversorgung setzen mit rund 70% am häufigsten Kodierfachkräfte ein, gefolgt von Grund- und Regelversorgern (60%) und Fachkliniken mit 48%. Auch hinsichtlich der Trägerschaft zeigen sich leichte Unterschiede.

Die Einzelfallprüfungen finden lediglich zu 32 % als Inhouse-Prüfung statt (Maximal > Schwerpunkt > Fach > Grund-Regel Versorger). 68% der Prüfungen erfolgen im schriftlichen Prüfungsverfahren.

Für das aktuelle Jahr 2011 melden die Kliniken einen leichten Anstieg der mittleren Prüfquote für Einzelfallprüfungen nach § 275 SBG V um 1,5% (Median: +0,5%).

Zusammenfassung
Von den rund 18 Mio. stationär behandelten Patienten wurden seitens der Krankenkassen nach eingehender EDV gestützter Prüfung rund 2 Mio. Krankenhausrechnungen (11%) als auffällig eingestuft und dem MDK zur Überprüfung übergeben. Von diesen MDK-Prüfungen gehen:

  • 0,3 Mio. zu Lasten der Notwendigkeit stationärer Behandlung
  • 0,9 Mio. zu Lasten der Verweildauer der Patienten
  • 0,6 Mio. zu Lasten der Kodierung von Diagnosen
  • 0,2 Mio. zu Lasten sonstiger Dokumentation


Im Ergebnis der Prüfung werden 0,8 Mio. Rechnungen (4,6%) mit einem Gesamtbetrag von 875 Mio. Euro korrigiert.

Damit sind 95,4% der stationären Baehandlungsfälle korrekt abgerechnet.

Download der Präsentation:
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das Krankenhaus 11/2011

DKG-Informationsveranstaltung
Krankenhausabrechnungen im Fokus“ [gelesen: hier]

Deutsches Ärzteblatt
Streit um Krankenhausrechnungen: Der Gesetzgeber soll es richten [gelesen: hier]

Zum Download aller Vorträge der DKG Informationsveranstaltung "Krankenhausabrechnung im Fokus": hier

Reizthema MDK-Prüfungen
Kliniken wehren sich gegen unberechtigte Vorwürfe
DKG-Vorschlag für eine Neuregelung der Vorschriften zur Einzelfallprüfung nach §§ 275 ff. SGB V [gelesen: hier]

BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Gutachten zum Abrechnungsverhalten deutscher Krankenhäuser sowie zu den Aufwendungen der Krankenhäuser aufgrund des Abrechnungsverfahrens ... [gelesen: hier]

Stellungnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG) zur Öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages - Ausschussdrucksache: 17(14)248(12) ... [gelesen: hier]

Michael Thieme
medinfoweb.de

Quelle: medinfoweb.de
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