HKG

Die hessischen Krankenhäuser fordern einen Wandel im Gesundheitswesen – und nehmen die neue Bundesregierung in die Pflicht

22. Oktober 2021

Mit ihrem Thesenpapier „Gesundheitsversorgung 2030 in Hessen – Verantwortung übernehmen – Zukunft sichern“ stellt die Hessische Krankenhausgesellschaft (HKG) klar: Wir, die hessischen Krankenhäuser, bekennen uns zu unserer Gesamtverantwortung für das Gemeinwesen im Land und in den Kommunen sowie zur patientenorientierten, bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Gesundheitsversorgung. Wir nehmen die Herausforderungen an und wollen den Wandel mitgestalten. Die neue Bundesregierung hat zusammen mit den Ländern jetzt die Pflicht, die vielen Herausforderungen schnell anzugehen und zügig Maßnahmen zu ergreifen. „Die hessische Krankenhauslandschaft ist massiv von Klinikinsolvenzen bedroht. Die Politik darf sich nicht wegducken, sondern muss aktiv Versorgungsplanung betreiben und kurzfristig eine Stabilisierung der Krankenhausversorgung erreichen“, so Präsident Höftberger.

Die Sondierungsgespräche einer möglichen Ampel-Koalition waren geprägt von einer großen Aufbruchstimmung. Die potentiellen Koalitionspartner gaben ein Erneuerungsversprechen ab und sprachen von einem historischen Moment. Gerade in der Gesundheitspolitik ist diese Erkenntnis nicht gerade neu und scheint für eine gesicherte Patientenversorgung auf hohem Niveau unerlässlich – aber werden auf diese Worte auch Taten folgen?

Der Präsident der HKG, Herr Dr. Christian Höftberger, dazu: „Wir haben unser Thesenpapier „Gesundheitsversorgung 2030 in Hessen – Verantwortung übernehmen – Zukunft sichern“ weiterentwickelt und unsere gesundheitspolitischen Positionen für die nächste Legislaturperiode definiert. Es ist jetzt an der Zeit, das Ruder rumzureißen. Es kann so nicht weitergehen. Die bisherigen Strukturen sind geprägt von einer unerträglichen Misstrauenskultur gegenüber unseren Krankenhäusern, die dazu geführt haben, dass auf Bundesebene versucht wird, einen kalten Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft durchzuführen. Dies wird sich aus meiner Sicht bereits kurzfristig zu Lasten der Bevölkerung auswirken. Wir reichen der Politik die Hand und sind bereit, aktiv an einer neuen innovativen Gesundheitsversorgung in Deutschland mitzugestalten und die bisherigen Sektorengrenzen zu überwinden. Alles andere würde einen gerade für den Patienten spürbaren Rückschritt bedeuten.“

Herr Prof. Dr. Steffen Gramminger, Geschäftsführender Direktor der HKG, ergänzt die Ausführungen: „Eine Investition in Medizin und Gesundheit hält nicht nur den Wirtschaftskreislauf am Leben. Sie ist eine Investition in die Gesellschaft, in gemeinschaftlichen Wohlstand und in ein soziales Miteinander. Alle Akteure des Gesundheitssystems müssen an den runden Tisch und dürfen sich nicht länger als Gegner sehen. Der Patient ist unter der ganzen Regelungsflut völlig aus dem Fokus gerückt. Unsere Mitarbeiter flüchten aus dem Gesundheitswesen. Das müssen wir stoppen. Die Gesundheitsversorgung als Motor des Zusammenlebens muss wieder menschlicher werden.“

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass sich das hessische Gesundheitswesen bewährt hat. Eine fortschrittliche Gesundheitsversorgung bis in die Fläche des Landes ist unverzichtbar. Dazu gehören eine enge Kommunikation, gegenseitige Unterstützung und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen. Denn genau dies war der Erfolgsfaktor zur Bekämpfung der Pandemie in Hessen. Die Pandemie hat auch einige Schwachstellen aufgezeigt, die nun gemeinsam aufzuarbeiten und zu beheben sind. Es muss ein Umdenken stattfinden.

Die HKG fordert daher:

Das Beste für eine hochwertige Gesundheitsversorgung
Eine innovative Gesundheitspolitik benötigt rechtlichen Gestaltungsspielraum und eine vorausschauende Planung. Leistungserbringer sind in aufzubauende Gesundheitsnetzwerke entsprechend ihren Kompetenzen zu integrieren. Gesundheitsnetzwerke können bestehende Sektorengrenzen überwinden und bieten einen flächendeckenden Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die Krankenhäuser sollten dabei eine zentrale Rolle, insbesondere bei der zunehmenden Ambulantisierung der Patientenbehandlung spielen. Dazu bedarf es einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung.

Das Beste für unsere Patienten
Es bedarf eines koordinierten Zugangs zu einer patientenorientierten und effizienten Gesundheitsversorgung. Die Krankenhäuser sind bereits heute interdisziplinär ausgerichtet und der ideale Anlaufpunkt für eine sektorenfreie Versorgung. Grundversorgende Leistungen können wohnortnah mit einer 24/7-Notfallversorgung in regionalen kooperierenden Gesundheitszentren abgebildet werden, die eng mit den niedergelassenen Leistungserbringern aus allen Bereichen der regionalen Gesundheitsversorgung zusammenarbeiten. Diese Gesundheitszentren wären dann das Bindeglied zwischen der lokalen Gesundheitsbasisversorgung und einer (über-)regionalen, spezialisierten Versorgung. Dadurch können bedrohte Krankenhausstandorte, die dennoch für die regionale Patientenversorgung unerlässlich sind, gehalten und sinnvoll neu gedacht werden. Bereits heute schon entwickelte hessische Fachkonzepte, wie insbesondere das Hessische Onkologiekonzept, bauen genau auf solche Netzwerkstrukturen auf und fördern die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit.

Das Beste für unsere Mitarbeiter
Wir müssen wieder mehr Menschen für die Gesundheitsberufe begeistern. Ein attraktives Arbeitsumfeld mit familienfreundlichen, flexiblen und verlässlichen Arbeitszeiten ist dafür Grundvoraussetzung. Im ärztlichen Bereich sind endlich zusätzliche Studienplätze zu schaffen. Die Flut von zusätzlichen Dokumentations- und Nachweispflichten zur Umsetzung fortlaufend zusätzlich geschaffener Regelungen ist kaum noch zu bewältigen und wirkt außerordentlich demotivierend. Es bedarf eines deutlichen Bürokratieabbaus. Digitale Möglichkeiten zur Entlastung des Personals, die heute für Krankenhäuser nicht finanzierbar sind, müssen durch eine Investitionsregelfinanzierung Eingang in den Pflegealltag finden.

Das Beste für Hessen – größter Arbeitgeber, Ausbildungsstätte und Wirtschaftskraft
Die Gesundheitsversorgung ist ein bedeutender Standort- und Wachstumsfaktor für das Land Hessen. Gesundheitsnetzwerke als strukturpolitisches Instrument bieten Standortattraktivität und Sicherheit für die Region. Die Krankenhäuser geben jungen Menschen eine Chance durch Ausbildung und Studium.

Die gesundheitspolitischen Positionen der Hessischen Krankenhausgesellschaft für die nächste Legislaturperiode finden Sie ausführlich unter www.hkg-online.de

Quelle: hkg-online.de
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