Die Kommerzialisierung in der medizinischen Versorgung stoppen

14. April 2022

Die Ärztekammer Berlin fordert, die zunehmende Kommerzialisierung in der ambulanten medizinischen Versorgung zu stoppen. Weiteren Übernahmen von ärztlichen Praxen durch industrielle Fremdinvestoren oder Private-Equity-Gesellschaften ist entschieden entgegenzutreten.

„Ärztliche Entscheidungen dürfen nicht von Kapitalinteressen beeinflusst werden“, erklärt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. Mit Sorge beobachtet die Ärztekammer Berlin daher die steigende Zahl der Übernahmen von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und ärztlichen Praxen durch Private-Equity-Gesellschaften. „Wir sehen den Gesetzgeber in der Pflicht, Regularien zu erlassen, die den weiteren Einfluss von Kapitalgesellschaften auf die medizinische Versorgung stoppen“, so Bobbert.

„Das Ziel muss ein konsequent patientenorientiertes Gesundheitswesen sein. Zudem müssen Ärztinnen und Ärzte, die selbstständig vertragsärztlich tätig sein wollen, bei der Nachfolgeregelung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen bevorzugt eine Zulassung erhalten“, so Dr. med. Matthias Bloechle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin. Dieses Ziel sieht die Kammer durch den Einfluss von renditeorientieren Investments in Gefahr.

Erst kürzlich hat eine Studie des IGES Instituts gezeigt, dass bei gleicher Patientenstruktur, gleichen Vorerkrankungen und gleichen Behandlungsanlässen in MVZ, die sich im Eigentum von Private-Equity-Gesellschaften befinden, um 8,3 Prozent höhere Honorarvolumen abgerechnet werden. Das unterstützt die These einer stärkeren Ausrichtung an ökonomischen Interessen. Die Erhöhung der Honorarvolumen findet sich insbesondere bei Internist:innen des fachärztlichen Versorgungsbereichs sowie bei den Fachrichtungen Augenheilkunde und Gynäkologie.

Die Ärztekammer Berlin fordert daher eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, um die derzeitige Entwicklung zu stoppen. Zudem sei bei bereits im Eigentum von Fremdinvestoren befindlichen Praxen für eine transparente Darstellung der Trägerstrukturen zu sorgen. „Viele Patient:innen wissen gar nicht, dass ihre Praxis nicht im ärztlichen Eigentum ist, sondern eigentlich einer Kapitalgesellschaft gehört, die in der Regel ihre Zielsetzungen auch auf hohe Renditeerwartungen fokussiert“, moniert Bobbert und fügt hinzu: „Dieser Zustand ist nicht hinnehmbar. Patient:innen müssen wissen, wem sie ihre Gesundheit anvertrauen.“

Quelle: aekb.de
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