DRK-Kliniken Nordhessen melden Insolvenz an

8. Juni 2021

Transparentes Bieterverfahren soll die Zukunft der Krankenhäuser sichern

Seit Monaten kämpfen die DRK-Kliniken Nordhessen um wirtschaftliche Stabilität; am heutigen Montag musste die Geschäftsführung wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Beim zuständigen Amtsgericht Kassel wurde ein Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Das Gericht wird über diesen Antrag kurzfristig entscheiden. Weitere Gesellschaften der DRK-Gruppe sind von der Insolvenz nicht betroffen: „Auch wenn dieser Schritt mir sehr schwer gefallen ist, bedeutet das keinesfalls das Ende unserer Krankenhäuser“, blickt Geschäftsführer Alexander Lottis hoffnungsvoll in die Zukunft. Der Geschäftsbetrieb laufe ohne Einschränkungen weiter. Man sei weiterhin für alle da, die in der Region medizinische Hilfe benötigten. Insbesondere die Restrukturierung in Eigenverwaltung biete auch viele Chancen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in einem transparenten Bieterverfahren einen verlässlichen und finanzstarken neuen Mehrheitsgesellschafter finden werden.“ Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe man sich sehr gewünscht, diesen Schritt vermeiden zu können. Natürlich führe diese Situation zu Unsicherheit und Sorgen „Die Gehälter sind durch die Insolvenz nicht gefährdet“, stellt Lottis klar. „Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht geplant, denn wir und auch ein möglicher neuer Partner brauchen alle Beschäftigten, um die Krankenversorgung in unseren Kliniken trotz des Fachkräftemangels in der gewohnt hohen Behandlungsqualität aufrecht halten zu können.“

Nach einem guten Verlauf im Geschäftsjahr 2020 war die Sanierung - bedingt durch die Pandemie und den Fachkräftemangel, der es insbesondere in der Pflege schwer macht, ausreichend Personal zu rekrutieren - ins Stocken geraten. Beide Gesellschafter und auch die Sanierungsgeschäftsführung waren sich bereits seit Anfang des Jahres einig: Um die Zukunft der DRK-Kliniken Nordhessen langfristig zu sichern, die Arbeitsplätze zu erhalten und weiterhin ein verlässlicher Partner für die Krankenversorgung in der Region zu bleiben, braucht es einen finanzstarken neuen Partner. Dabei standen zwei mögliche Wege im Raum: Die Übertragung der Gesellschafteranteile in eine Treuhandgesellschaft, die dann ein offenes Bieterverfahren durchführt, um einen geeigneten Käufer zu finden oder die Suche nach einem strategischen Partner, der als neuer Gesellschafter hinzukommt und die Mehrheit der Anteile übernimmt. „Leider konnten sich die Gesellschafter nicht rechtzeitig auf einen gemeinsamen Weg einigen“, bedauert Lottis. Zwar sollen der Schwesternschaft dem Vernehmen nach zwei Angebote vorliegen. „Allerdings haben die Banken wie auch ich die dringend benötigte Finanzierungszusage der möglichen Investoren bis heute nicht erhalten“, erklärt Lottis. Die DRK-Kliniken Nordhessen befänden sich nunmehr in einer akuten Liquiditätskrise. Eine kurzfristige Lösung sei nicht in Sicht. „Wir waren daher gesetzlich verpflichtet, Insolvenz anzumelden.“ Ziel sei es nun, das Insolvenzverfahren bis Ende des Jahres abzuschließen. 

„Ich glaube fest an die Zukunft unserer Häuser, denn wir haben hervorragende, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine gute Größe und Infrastruktur“, erklärt Lottis. Ein neuer Mehrheitsgesellschafter werde es erheblich erleichtern, die Krankenhäuser auf ein stabiles, wirtschaftliches Fundament zu stellen. „Ein neuer starker Eigentümer gibt uns die dringend benötigte Liquidität zurück und ermöglicht auch Investitionen, z.B. in Gebäude und Medizintechnik. Zugleich werden uns eindeutige Mehrheitsverhältnisse zukünftig handlungsfähiger machen.“

Quelle: drk-nh.de
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