Erste Zwischenbilanz der Krankenhäuser im Kreis Paderborn

15. Oktober 2020

Finanzielle Belastung durch Corona unklar

Paderborn. „Das Krisenmanagement von Bund und Ländern greift“, so heute die Botschaft des VKD – Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands. Infolge der getroffenen Maßnahmen würden die meisten Krankenhäuser mit der Versorgung von Covid19-Patienten derzeit nicht überlastet. Dies können auch die Krankenhäuser im Kreis Paderborn bestätigen, die St. Vincenz-Krankenhaus GmbH, das Brüderkrankenhaus St. Josef, das St. Johannisstift und die MZG Bad Lippspringe GmbH. Trotzdem tun die Paderborner Krankenhäuser alles dafür, sich auch weiterhin für die Versorgung einer potenziell größeren Zahl an Corona-Patienten zu wappnen. „Denn ob es nach einer eventuellen Lockerung der Schutzmaßnahmen nicht noch zu einem höheren Aufkommen an Corona-Patienten kommen wird, wissen wir nicht. Wir wollen vorbereitet sein, um für die Menschen im Kreis Paderborn die bestmögliche Gesundheitsversorgung in diesen unsicheren Zeiten vorzuhalten. Im Übrigen dürfen wir auch nicht die Patienten vergessen, die aktuell auf ihre ebenso notwendige Behandlung warten müssen“, so Dr. Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH.

Aus Sicht von Achim Schäfer, Geschäftsführer der MZG Bad Lippspringe GmbH, sei positiv hervorzuheben, „dass die Rehakliniken mit Bescheid der Bezirksregierung Detmold als Entlastungkrankenhäuser nunmehr auch Akutpatienten versorgen können, sollten in den anderen Krankenhäusern Überlastsituationen eintreten. Unklar ist bei uns die Finanzierung, die zurzeit zwischen GKV-Spitzenverband und Leistungserbringerverbänden verhandelt wird. Wir stehen jedenfalls bereit, sollte eine größere Zahl von Corona-Patienten zu versorgen sein. Die Bevölkerung kann davon ausgehen, dass die Krankenhäuser im Kreis Paderborn mit einem gestuften Versorgungssystem das Mögliche getan haben, um für die Patienten da zu sein“.

Zum sogenannten Schutzschirm für die Krankenhäuser hat man im Kreis Paderborn allerdings eine kritische Meinung. Er sei wie vieles, was aus der Gesetzgebungsmaschinerie komme, mit Komplexität überladen und kleinteilig bürokratisch. Darüber hinaus sei mehr als fraglich, ob die von der Politik geforderte Leistungsabsenkung der Krankenhäuser, bspw. bei Elektiveingriffen, wie versprochen durch den Schutzschirm ausgeglichen werde. Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor des Brüderkrankenhauses St. Josef und Regionalleiter der BBT Gruppe in der Region Paderborn/ Marsberg, bezeichnet bspw. die Regelung zur Finanzierung zusätzlicher Beatmungsgeräte mit 50.000 Euro als unglücklich. „Bekannt war, dass die Selbstkosten eines Beatmungsgerätes bei etwa 85.000 Euro liegen. Für die Umrüstung einer Normalstation zu einer Intensivstation – von der Politik wurde ja eine Verdoppelung der Intensivkapazitäten gefordert – müssen über 130.000 Euro pro Platz angesetzt werden. Damit werden den Krankenhäusern, die in dieser Form aufrüsten, nicht einmal 40 Prozent der tatsächlichen Kosten erstattet. Auch zusätzliche Kosten wie die Investition in einen Sicherheitsdienst, da ja nicht alle Besucher sich anfänglich an das ausgesprochene Besuchsverbot gehalten haben, Erlösausfälle in den Krankenhaus-Cafeterien oder anderen Service-Dienstleistungen und Nebenbereichen werden nirgendwo aufgefangen. Gleiches gilt für die Kosten der Umstrukturierungen, die die Krankenhäuser in der Corona-Krise geleistet haben. Wir sind mit ganzen Stationen umgezogen, um für den Ernstfall zusätzliche Isolationsbereiche vorhalten zu können und vieles mehr. All dies muss nach der Corona-Zeit rückabgewickelt werden. Oder die Schulung und die Einarbeitung einer Vielzahl an Ärzten und Pflegenden im Bereich der Beatmung und Intensivmedizin – es gibt viele Dinge, die wir selbstverständlich geleistet haben, ohne dass dieser Mehraufwand finanziell ausgeglichen wird“, so Siegfried Rörig.

Positiv hervorzuheben sei aus Sicht von Ute Panske, Geschäftsführerin St. Johannisstift, die Liquiditätsunterstützung durch das Land NRW. „Die Fördermittel für die Krankenhäuser werden für das gesamte Jahr 2020 bereits im April vollständig ausgezahlt. Ungeachtet der unübersichtlichen Finanzierungsregelungen durch den Schutzschirm haben wir hiermit eine größere Sicherheit für die Gehälter unserer Beschäftigten. Auch sind Formalien vorübergehend vereinfacht, Fristen bspw. für notwendige Zertifizierungen verlängert worden. Darüber hinaus hat das Land erhebliche Bemühungen unternommen, zusätzliche Beatmungsgeräte für die Krankenhäuser zu beschaffen. Dies alles sind wertvolle Hilfen. Trotzdem ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht“, so Ute Panske.

Quelle: st-vincenz-gmbh.de
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