Klinikum Esslingen: Krankenhäuser brauchen dringend finanzielle Unterstützung

29. März 2023

Viele Kliniken in Deutschland kämpfen mit denselben Problemen: Die Finanzierung ist unzureichend, das Personal überlastet, die Inflation sowie steigende Energiepreise nicht aufzufangen. Bereits seit Jahren warnen Expertinnen und Experten vor Klinikschließungen und dem sich zukünftig noch verschärfenden Fachkräftemangel. Im laufenden Jahr spitzt sich die Situation nochmals zu.

Auch in Esslingen sind die Themen auf der Tagesordnung. „Diese Woche haben wir wegen des Fachkräftemangels 73 gesperrte Betten in den somatischen Bereichen. Dies entspricht 11,0% unserer Gesamt-Kapazität von 662 Betten. Das ist dramatisch und schlägt sich negativ auf unser Ergebnis nieder, unabhängig davon, dass wir nicht immer die Behandlung anbieten können, die die Menschen brauchen“, so Geschäftsführer Matthias Ziegler.

Die baden-württembergische Krankenhausgesellschaft rechnet für die Krankenhäuser im Jahr 2023 im Land mit einem Defizit von 800 Mio. Euro. Fast die Hälfte davon – 375 Mio. Euro – wurde durch politische Eingriffe in den letzten sechs Monaten verursacht. Diese Fehlentscheidungen müssen als erstes korrigiert werden“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft Heiner Scheffold.

Mehrere Entscheidungen haben die Krankenhäuser negativ belastet: die Vergütung der Fallpauschalen wurde zu Lasten der Krankenhäuser abgesenkt, ohne eine sachliche Grundlage hierfür zu haben. Dadurch wurden den Krankenhäusern im Land rund 45 Mio. Euro entzogen. Zweitens habe das Bundesgesundheitsministerium die Berechnungsformel für den Landesbasisfallwert – den Preis der Krankenhausleistungen – ungerechtfertigt verändert. Das koste die Krankenhäuser in Baden-Württemberg im Jahr 2023 nochmals mindestens 65 Mio. Euro. Drittens kommt die versprochene Entlastung für die massiv gestiegenen Energiekosten nur in Bruchteilen bei den Krankenhäusern an.

„Diese finanziellen Mehrbelastungen können wir nicht auffangen. Wir gehen im laufenden Jahr von mehr als 5 Mio.€ nicht gedeckten Preis- und Tarifsteigerungen aus. Außerdem wird die Einnahmenseite erheblich belastet, weil wegen des Pflegepersonalmangels die Betten nicht im notwendigen Umfang belegt werden können. Eine Unterstützung der Politik ist deshalb dringend erforderlich. Die Grundidee der geplanten Krankenhaus-Reform entspricht auch unserem Verständnis. Wichtig ist jedoch, dass die aktuelle Lage der Kliniken dabei nicht übersehen wird. Wenn wir jetzt finanziell im Stich gelassen werden, wird die Krankenhausversorgung nachhaltig Schaden nehmen, bevor die Reform überhaupt ihre Wirkung entfalten kann“, so Ziegler.

Quelle: klinikum-esslingen.de
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