NKG

Krankenhäuser in Niedersachsen erwarten mehr als 500 Millionen Euro Defizit

24. März 2023

Die wirtschaftliche Schieflage der Krankenhäuser in Niedersachsen verschärft sich rapide. Das geht aus einer aktuellen Blitzumfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) hervor.

Demnach erwarten die Kliniken im Jahr 2023 ein Defizit von landesweit 532 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies mehr als einer Verdoppelung. 2022 betrug das Defizit der Kliniken im Land 217 Mio. Euro. 93 Prozent der Krankenhäuser geben an, 2023 kein positives Jahresergebnis zu erwarten. Als wesentliche Gründe für die immer weiter auseinanderklaffende Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben nennen die Krankenhäuser nicht gedeckte Preissteigerungen infolge der hohen Inflation sowie anhaltend verminderte stationäre Fallzahlen. Zudem kommen die im vergangenen Jahr von der Bundesregierung zugesagten Energiehilfen aufgrund von Konstruktionsfehlern vielfach nicht in den Krankenhäusern an. Die NKG fordert politische Entscheidungsträger in Bund und Land angesichts der Umfrageergebnisse zu entschlossenem Handeln auf.

„Die vorliegenden Zahlen sind alarmierend. Die Krankenhäuser befinden sich in einer wirtschaftlich extrem angespannten Lage, die sich weiter zuspitzt. Es ist sofortige Hilfe erforderlich. Die Kliniken benötigen vor der bundesweit geplanten Krankenhausreform ein Vorschaltgesetz, das ihre wirtschaftliche Lage kurzfristig stabilisiert und die strukturelle Unterfinanzierung behebt, bis die Reform greift“, betont Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG. Mittels einer solchen gesetzlichen Regelung muss erstens sichergestellt werden, dass in den Krankenhäusern anfallende Kostensteigerungen künftig vollständig refinanziert werden. Derzeit sind die Krankenhausvergütungen auf einen maximalen Preisanstieg im Jahr 2023 von 4,32 Prozent gedeckelt, obwohl die Inflationsrate deutlich darüber liegt. Zweitens müssen die versprochenen Entlastungen bei den Energiepreisen schnell und in vollem Umfang ankommen. Drittens ist dringend eine pragmatische Lösung erforderlich, um Erlöseinbrüche der Krankenhäuser aufgrund anhaltend niedrigerer Fallzahlen zu kompensieren.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach spricht mittlerweile öffentlich davon, dass sich die Krankenhäuser „in größter Not“ befinden. Er geht davon aus, dass viele Kliniken in Insolvenzgefahr geraten werden. Gleichzeitig aber bleiben wirksame Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung aus. Stattdessen verweist der Minister regelmäßig auf die geplante Krankenhausreform. Diese wird jedoch erst in mehreren Jahren eine Wirkung entfalten. So viel Zeit bleibt den wirtschaftlich schwer angeschlagenen Krankenhäusern nicht.

„Auf die Umsetzung der bundesweiten Krankenhausreform zu warten, ist keine ernsthafte Option. Abwarten löst nicht die akuten Probleme der Krankenhäuser. Es vergrößert nur das Risiko, dass für die Versorgung der Bevölkerung wichtige Krankenhäuser bei Inkrafttreten der Reform schon nicht mehr existieren. Verantwortlich und vorausschauend wäre es, die Krankenhäuser jetzt wirtschaftlich abzusichern und auf dieser Grundlage in einen geordneten Reformprozess zu starten. Ein unkontrolliertes Krankenhaussterben infolge wirtschaftlicher Not ist das exakte Gegenteil einer planvollen Reform. Daran kann kein Politiker Interesse haben, dem etwas an einer flächendeckenden und qualitativ hochwertigen stationären Versorgung gelegen ist“, so Dr. Aldag.

Quelle: nkgev.info
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