DBfK

Neue Versorgungsformen statt Fortschreiben überholter Strukturen

30. Mai 2022

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach forderte beim Deutschen Ärztetag die Länder auf, mehr Medizinstudienplätze zu schaffen. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe DBfK e.V. bezweifelt, dass die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in der Zukunft mit den alten Antworten sichergestellt werden kann und fordert Reformen in der Versorgung.

Tatsächlich steht das deutsche Gesundheitssystem vor immensen Herausforderungen. Der Fachkräftemangel, der vorhersehbar sprunghafte Anstieg von chronisch kranken und alten Menschen mit Unterstützungsbedarf und die Sicherung der Gesundheitsversorgung in strukturschwachen Räumen erfordern neue Lösungen. „Aus unserer Sicht ist das Fortschreiben bestehender Strukturen durch Kapazitätserhöhung der Medizinerausbildung nicht der Weg, um die zukünftige Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Ein Umdenken hin zu neuen Formen der Versorgung ist nötiger denn je und jetzt ist dafür der richtige Zeitpunkt“, sagt DBfK-Bundesgeschäftsführerin Dr. Bernadette Klapper.

In den Vordergrund sollte treten, die Krankheitslast insgesamt zu reduzieren und in einer gestärkten Primärversorgung für mehr Gesundheitsförderung und Prävention zu sorgen, die bei den Menschen ankommt. Die Sicherung einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung, die in der demografisch veränderten Gesellschaft weit mehr als medizinische Tätigkeiten umfasst, kann nur im multiprofessionellen Team gelingen. Sie setzt vor Ort an und ermöglicht zum Beispiel in Primärversorgungszentren nach internationalem Vorbild, Aufgabenverteilung und Verantwortlichkeiten der professionellen Helfer:innen gezielt an die Bedarfe der Menschen anzupassen. Das multiprofessionelle Team bildet einen Pool an flexibel einsetzbaren Kompetenzen. Qualifizierte Pflegefachpersonen, insbesondere in erweiterten Rollen wie der Community Health Nurse, können wichtige Aufgaben in diesem Bereich übernehmen. Viele Krankenhausaufenthalte könnten voraussichtlich durch den Einsatz von Pflegefachpersonen mit klinischen Kompetenzen in der Langzeitpflege vermieden werden.

„Eine Veränderung unseres Gesundheitssystems in dieser Richtung würde die längst überfällige Krankenhausreform begünstigen, denn dieser Bereich bindet viel ärztliches und pflegerisches Personal.“, bekräftigt Klapper und ergänzt: „Der angekündigten Digitalisierungsstrategie kommt dabei große Bedeutung zu, denn wir brauchen eine wirklich ‚smarte‘ Digitalisierung, die die Bereiche vernetzt und die multiprofessionelle Arbeit unterstützt.“

Quelle: dbfk.de
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