UKJ

Neues Klinikmagazin erschienen: Beruf(ung) Medizin – Studium und Ausbildung am UKJ

25. März 2022

Die neue Ausgabe des Klinikmagazins ist erschienen. Im Fokus steht dieses Mal das Thema Lehren und Lernen, denn das macht uns als Universitätsklinikum aus. Bei uns studieren junge Menschen den Arztberuf, sie werden zu Zahnärzten oder zu Medizinwissenschaftlern ausgebildet. Mehr als 280 Menschen haben allein in diesem Wintersemester ihr Studium der Humanmedizin in Jena aufgenommen, insgesamt sind es am UKJ derzeit mehr als 2 600 Studierende. Andere erlernen am UKJ den Pflegeberuf. Mehr als 300 Männer und Frauen absolvieren im Moment eine Ausbildung am einzigen Universitätsklinikum Thüringens. Den Berufsstart in die Medizin stellen wir daher in den Mittelpunkt dieser Ausgabe unseres Klinikmagazins.

Medizinstudium im Fluss

Das UKJ bereitet sich auf grundlegende Neuerungen in der ärztlichen Ausbildung vor. Über mehr Raum für Allgemeinmedizin und ambulante Medizin, Wissenschaftskompetenz und gute Kommunikation.

Die Gestaltung eines Studienganges ist wie der Dombau – nämlich nie abgeschlossen. Das gilt insbesondere für das Medizinstudium: Das stetig wachsende Fachwissen, neue Anfor­derungen an die Absolventen und aktuellere Lehrmethoden erfordern stetige Anpassungen. Einen besonders großen Entwicklungsschub erwartet die Hochschulmedizin mit der anste­henden Novellierung der ärztlichen Approbationsordnung. Sie regelt die Ausbildungsvoraussetzungen für die Zulassung als Arzt, die inhaltlichen Eckpunkte dafür gibt der Masterplan 2020 vor. Noch hat die Rundum-Renovierung des „Medizinstudium-Doms“ nicht begonnen, mit mehreren Arbeitsgruppen bereitet die Medizinische Fakultät Jena die umfangreichen Neuerungen vor. „Mit der Einführung des neigungsorientierten Medizinstudi­ums JENOS, das den Studierenden die Schwerpunktsetzung auf die klinische, ambulante oder forschende Medizin ermöglicht, haben wir schon wichtige Weichen für die deutlichere Kompe­tenz- und Praxisorientierung gestellt“, so Prof. Dr. Ulf Teichgräber, Studiendekan der Medizinischen Fakultät.

Stärkere Rolle der Allgemeinmedizin und der ambulanten Medizin

Die Allgemeinmedizin wird ebenso wie die ambulante Medizin künftig einen wesentlich breiteren Raum im Studium einnehmen. „Das bildet die Wirklichkeit der Patientenversorgung besser ab, die zu einem großen Teil im ambulanten System geschieht und von hausärztlichen und fachspezialistischen Praxen getragen wird“, sagt die Allgemeinmedizinerin Prof. Dr. Jutta Bleidorn. Der Umfang des allgemeinmedizinischen Blockpraktikums soll beispielweise verdreifacht werden. Auch wird die Allgemeinmedizin vom Studienbeginn an immer wieder vorkommen, in aufeinander aufbauenden Seminaren, Vorlesungen, Hospitationen und Prak­tika. Ein Viertel des Praktischen Jahres schließlich muss verpflichtend im ambulanten Bereich absolviert werden. Prof. Bleidorn: „Wir werden also unser bestehendes Lehrpraxennetz in den kommenden Jahren deutlich erweitern. Das birgt Herausforderungen organisatorischer, inhaltlicher und finanzieller Art – mit den Erfahrungen aus der Linie Ambulant orientierte Medizin im JENOS haben wir jedoch gute Voraussetzungen, auf denen wir aufbauen werden.“

Lehrarzt Dr. Rudolf Wolter hat an die Allgemeinmedizin in seinem Studium keine gute Erinnerung – auch deshalb bringt der Hausarzt seit 20 Jahren seine Praxiserfahrungen in die Lehre in Jena ein. Er schlug z.B. die hausärztliche Begleitung von Patienten am Lebensende als wichtiges Thema vor und bietet selbst eine Vorlesung dazu an. In seiner Hausarztpraxis in Camburg lernen Studierende bereits jetzt in Famulaturen, Blockpraktika und PJ-Tertialen den Praxisalltag kennen. „Die Patienten sind daran gewöhnt und haben kaum Berührungsängste. Für die Studierenden ist es wichtig, die langfristige Versorgung der Patientinnen und Patienten zu erleben, die ja auch nach einer Behandlung in einer spezialärztlichen Praxis oder im Kran­kenhaus meist in der Hausarztpraxis stattfindet“, so Rudolf Wolter und lacht: „Einige habe ich erfolgreich für das Fach Allgemeinmedizin begeistern können, die – zum Teil trotz zunächst ganz anderer Vorstellungen – heute ihre eigene Praxis führen.“

Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten

Ähnlich wie für die ambulante Medizin adressiert die JENOS-Forschungslinie bereits jetzt ein großes Thema des Masterplans zur Novellierung des Medizinstudiums: Auf die Wissen­schaftskompetenz der angehenden Ärzte und Ärztinnen wird großer Wert gelegt. „Das bedeutet konkret, dass die Studierenden mit wesentlichen Methoden der experimentellen, der klinischen und der Versorgungsforschung vertraut sind, dass sie Studien bewerten und daraus Folgerungen für die ärztliche Tätigkeit ziehen können“, zählt Linienleiter Prof. Dr. Reinhard Bauer auf. Als Nachweis dieses Könnens steht ein Projekt in einer Forschungsgruppe mit einer schriftlichen Arbeit und Verteidigung an – für alle Studierenden. Derzeit belegt etwa ein Achtel der Studierenden die JENOS-Forschungslinie, die mit einer Projektarbeit abschließt.

„Die Kommunikation ist unser wichtigstes Arbeitsinstrument – mit den Patienten, aber auch mit Angehörigen, mit anderen Ärzten, mit Pflegekräften, Therapeuten und weiteren Partnern im Gesundheitssystem“, so Prof. Dr. Ulrich Wedding. Diesen Stellenwert soll das künftige Medizinstudium besser wiederspiegeln. Dafür erarbeitet der Palliativmediziner gemeinsam mit der Psychologin Dr. Swetlana Philipp und weiteren Dozenten einen Kommunikationslehrplan, der sich auch durch das gesamte Studium ziehen soll und die bisherigen Lehrveranstaltungen zu dem Thema erweitert.

Für eine gute Arzt-Patienten-Beziehung

„Wir bilden Schauspielpatienten aus, die Patienten oder Angehörige in einer bestimmten Situation darstellen. Zum Beispiel eine Patientin mit Selbsttötungsabsicht, den Vater eines schwerstkranken Kindes, oder einen Patienten, der seine Medikamente nicht nimmt“, erklärt Swetlana Philipp. Die Studierenden können dann für einen konkreten Gesprächsauftrag die Arztrolle einnehmen. In kleinen Gruppen lernen sie auch aus der Beobachterposition. Ulrich Wedding: „Zu einem Gespräch gehört das Zuhören genauso wie das Reden, beides sollte etwa gleich verteilt sein.“ Und wie kann man prüfen, ob die angehenden Ärzte das Kommunikationshandwerkszeug für eine gute Arzt-Patienten-Beziehung beherrschen? Auch hier kommen die Schauspielpatienten an den Stationen eines praktischen Prüfungsparcours zum Einsatz, bereits jetzt in der Linienabschlussprüfung nach dem 10. Fachsemester. „Hier vergleichbare Bedingungen für alle Prüflinge zu realisieren, stellt eine große Herausforderung dar“, weiß Swetlana Philipp.

Eine weitere Herausforderung liegt darin, dass der Stundenplan nicht einfach erweitert werden kann, um die Masterplanthemen mit unterzubringen. Die Medizin zählt im universitären Vergleich schon zu den zeitintensivsten Studienfächern. „Wir müssen also das Curriculum so überarbeiten, dass wir die Themen gut verzahnen, zum Beispiel medizinische Inhalte im ambulanten Kontext vermitteln und die Kommunikation mit in die jeweiligen Fachthemen integrieren“, sagt Ulf Teichgräber. Wieder kommen der Jenaer Fakultät die Erfahrungen der Linien-Einführung zugute, für die der Lehrplan um Inhalte verschlankt wurde, die eigentlich zum Facharztwissen zählen.

Mit neuen Lehrangeboten, z.B. schon im zweiten oder dritten Semester einen chronisch kranken Patienten über mehrere Wochen zu begleiten oder die sukzessive Vermittlung von Ultraschalluntersuchungstechniken, setzen die Jenaer Hochschulmediziner Ziele des Masterplans bereits um, obwohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch nicht final feststehen. Der Vorbereitung dient auch der deutliche Ausbau der medizindidaktischen Weiterbildungen und der digitalen Lehre. Ulf Teichgräber: „Wir stehen in den Startlöchern für den nächsten Entwicklungsschritt unseres Medizinstudiums, um unsere Attraktivität als Studienort weiter zu steigern und die künftigen Ärztinnen und Ärzte in Thüringen bestmöglich auf den Beruf vorzubereiten.“

Quelle: uniklinikum-jena.de
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