Türkische Klinikgruppe plant Markteintritt in Deutschland - Memorial Health Group startet internationalen Wachstumskurs

10. Juni 2022

Die Memorial Healthcare Group, eine der führenden privaten Klinikgruppen in der Türkei, will jetzt auch im deutschen Gesundheitsmarkt aktiv werden. Das Team um Memorial-CEO Uğur Genç ist auf der Suche nach Wachstumsoptionen in Deutschland, im ambulanten und stationären Markt. Gegründet in 2000, betreibt Memorial inzwischen in der Türkei elf Krankenhäuser, zwei Medizinische Versorgungszentren sowie ein Wellness-Center. Einige davon sind von Grund auf neu gebaut, andere wurden aufgekauft und mit der Kompetenz der erfahrenen Krankenhausmanager in kurzer Zeit auf ein gesundes wirtschaftliches Fundament gestellt. Trotz der Pandemie, die auch in der Türkei zu einem erheblichen Rückgang der Patientenzahlen führte, können sich die Zahlen des türkischen Gesundheitsanbieters sehen lassen: Mit einer jährlichen Wachstumsrate von 30 Prozent und nachhaltigen Profiten ist die Klinikgruppe wirtschaftlich erfolgreich.

„In der Türkei haben wir bewiesen, dass unser Konzept aufgeht“, erläutert Genç. So setze man z.B. auf einen sehr hohen Versorgungsstandard mit führenden Medizinern und allen Möglichkeiten moderner Hightech-Medizin, lege aber auch Wert auf Patientenzufriedenheit und biete daher z.B. hotelähnliche Patientenzimmer. Ambulante und stationäre Angebote seien eng miteinander vernetzt. So könne man, anders als deutsche Kliniken mit vergleichbarer Bettenzahl, auch hochkomplexe Eingriffe und Behandlungen, z.B. in der Onkologie, der Herz- und Neurochirurgie oder bei Nieren-, Leber- und Knochenmarktransplantation, anbieten. Ein Krebspatient könne die gesamte komplexe Diagnostik – einschließlich Labor und Radiologie – ambulant erhalten, werde dann im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts operiert und erhalte daraufhin, ohne zusätzliche Wartezeiten, Chemo- und Strahlentherapie wieder ambulant. „Trotzdem muss er dafür keine Ärzte-Odyssee auf sich nehmen, sondern hat mit Memorial einen verlässlichen Partner an seiner Seite, der ihn auf seinem gesamten Weg begleitet.“ Memorial sei mit diesen Ansätzen nicht nur attraktiv für türkische Patienten. Vergangenes Jahr habe man auch 75.000 internationale Patienten aus 167 Ländern behandelt. „Jetzt ist es an der Zeit, unseren Wachstumskurs fortzusetzen und ausländische Märkte zu erschließen.“ Eines ist Genç dabei wichtig: „Wir sind keine Investoren, sondern erfahrene Klinikmanager.“ Es ginge ihnen nicht um ein Renditeobjekt. „Wir glauben, dass sich unser Konzept, soweit es die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen erlauben, auf Deutschland übertragen lässt und genau zum richtigen Zeitpunkt kommt“, spielt der CEO auf den Trend zur Ambulantisierung und die zunehmenden Probleme der Niedergelassenen an, insbesondere für kleinere Praxen und in ländlichen Regionen, Nachfolger zu finden.

Das ist auch die Einschätzung von Prof. Dr. Christian Wallwiener, Geschäftsführer des auf das Gesundheitswesen spezialisierten Beratungsunternehmens WMC Healthcare, der sich vor Ort in der Türkei selbst ein Bild gemacht hat. „Mittelfristig werden auch in Deutschland größere ambulante Strukturen an Krankenhäusern entstehen. Der Ansatz von Memorial könnte daher auch hierzulande ein Zukunftsmodell sein.“ Alles, was der Patient – ambulant und stationär – für seine Behandlung benötige, erhalte er dort auf einem Campus und aus einer Hand. „Das ist ein Gewinn für die Patienten und macht das Behandlungsangebot effizienter, weil das Krankenhaus von der gesamten Wertschöpfungskette profitiert.“ Ebenso könne man in Sachen Digitalisierung bei Memorial spannende Ansätze sehen. „Während der Pandemie haben sie in nur wenigen Wochen die digitale Patientenplattform e-Doctor implementiert, um Patienten die Möglichkeit einer Video-Sprechstunde anbieten zu können.“ Darüber hinaus seien auch die neu eingeführten telemedizinischen Möglichkeiten interessant, mit denen die Ärzte wichtige Vitalfunktionen ihrer Patienten rund um die Uhr überwachen können.

Wann Memorial mit ähnlichen Angeboten in Deutschland an den Start gehen wird, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Aktuell schaue man sich verschiedene Krankenhäuser an, die für einen Zukauf in Frage kommen könnten, macht Herr Genç den Zeitrahmen deutlich. Im Prinzip sei man offen für alles. „Wir sind eher an Krankenhäusern in Ballungsräumen interessiert, wo wir mehr Patienten anziehen und mit unserer Erfahrung und Servicequalität einen Unterschied machen können. Außerdem wollen wir unser ausländisches Patientenportfolio und unsere digitalen Kompetenzen nutzen und ausweiten.“

Quelle: memorial
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