Umverteilung von Pflegekräften gefährdet Versorgung betagter und hochbetagter Patienten im Krankenhaus

30. November 2021

Nachdem der Gesetzgeber in den Krankenhäusern für weitere Indikationsbereiche Pflegepersonaluntergrenzen eingeführt hat, kommt es in einzelnen Kliniken zu Umverteilungen von Fachkräften nach rein wirtschaftlichen Erwägungen.

Mit dem Gesetz zur Modernisierung der epidemiologischen Überwachung übertragbarer Krankheiten wurden für weitere pflegesensitive Indikationsbereiche in den Krankenhäusern Personaluntergrenzen eingeführt. Dies hat nach Auffassung des Bundesverbandes Geriatrie zur Folge, dass die daraus resultierende Umverteilung vermehrt nach rein wirtschaftlichen Erwägungen erfolgt. „Das heißt, dass Leistungsbereiche mit einem hohen wirtschaftlichen Benefit Pflegepersonal zu Lasten von Versorgungsbereichen erhalten, die wirtschaftlich keine vergleichbare Vergütung erbringen“, erläutert Geschäftsführer Dirk van den Heuvel. „Versorgungsbedarfe oder versorgungspolitische Aspekte spielen dabei keine oder nur eine stark untergeordnete Rolle.“

Notwendige Pflegekapazitäten absichern

Der Verband begrüßt die Intention, die unmittelbare Versorgung der Patientinnen und Patienten durch die gesetzliche Verankerung notwendiger Pflegekapazitäten abzusichern, und unterstützt dieses Ziel vollumfänglich. Der Mehrbedarf in den Krankenhäusern kann jedoch aktuell nicht über den Arbeitsmarkt gedeckt werden. Damit lassen sich die gesetzlichen Vorgaben in der Praxis häufig nur durch Personalverschiebungen zu Lasten anderer Fachbereiche einhalten.

„Für den Bereich der Geriatrie zeichnet sich durch diesen Effekt eine unmittelbare Versorgungsrelevanz ab“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Geriatrie, Dr. Michael Musolf. „Wir bekommen aus verschiedenen Regionen die Rückmeldung, dass es zu einer Stilllegung von zum Teil mehr als 50 Prozent der Bettenkapazitäten kommt“, führt er weiter aus. Damit sei ein Umfang der Umverteilung erreicht, der die fachspezifische Versorgung der betagten und hochbetagten Patienten in weiten Regionen akut gefährde.

… aber nicht auf Kosten einzelner pflegeintensiver Fachbereiche

Dieser Prozess setze zudem zu einer Zeit ein, in der coronabedingt wieder vermehrt Patientinnen und Patienten dieser hoch gefährdeten Altersgruppe in den Kliniken behandelt werden müssten. Aufgrund der unmittelbaren, erheblichen Auswirkungen auf die derzeitigen Versorgungsstrukturen der Altermedizin sieht der Bundesverband Geriatrie kurzfristigen Handlungsbedarf des Bundesministeriums für Gesundheit.

Dr. Musolf mahnt an: „Es muss sichergestellt werden, dass bei der krankenhausinternen Verteilung der Pflegekräfte die Versorgungsbedarfe einer Region – und somit alle Fachbereiche eines Krankenhauses – ausreichend berücksichtigt werden. Anderenfalls wird in den nächsten Wochen die geriatriespezifische Versorgung im Krankenhaus nicht mehr flächendeckend zur Verfügung stehen.“

Quelle: bv-geriatrie.de
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