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Vollautomatisches Arzneimittellager am Universitätsklinikum Minden: Neuer Kommissionierer liefert stündlich bis zu 1.200 Medikamente aus

22. April 2022

Er ist so schnell, dass er hinter Gitter muss. Mit mehr als Tempo 30 rast der neue Kommissionierer der Zentralapotheke der Mühlenkreiskliniken durch das etwa zehn Meter lange und drei Meter hohe Hochregallager. Aus Sicherheitsgründen ist das Lager hermetisch abgeriegelt. Öffnet man die Tür zum Lager, legt der Kommissionierer aus Sicherheitsgründen einen Notstopp ein.

In dem Hochregallager liegen mehr als 30.000 Medikamentenpackungen – von der Kopfschmerztablette bis zum Narkosemittel Propofol. Auf Anforderung können stündlich bis zu 1.200 Arzneimittel aus dem riesigen Sortiment ausgeliefert werden – vollautomatisch und in rasender Geschwindigkeit.

„Die Stationen bestellen digital die benötigten Medikamente, diese Bestellungen gehen direkt an den Kommissionierer. Dieser kann dann binnen kurzer Zeit die Arzneimittel zum Abtransport bereitstellen – alles vollautomatisch. Es gibt kein Suchen, kein aufwändiges Entziffern von Anforderungslisten oder sonstige Fehlerquellen“, sagt der Apothekendirektor Dr. Florian Immekus. Seitdem der neue Carryfix Pusher – wie der moderne Kommissionierer heißt – seine Arbeit im Universitätsklinikum Minden aufgenommen hat, hat sich der Ablauf von Bestellung und Arzneimittelbelieferung sowohl zeitlich wie auch hinsichtlich von Fehlbelieferungen deutlich verbessert. „Wir konnten unsere Kapazitäten durch den Automaten deutlich erhöhen und eine zeitgerechte Bereitstellung auch größerer Arzneimittelmengen sicherstellen“, berichtet der Apothekendirektor.

Medizinvorstand Dr. Jörg Noetzel sieht einen wesentlichen Vorteil der neuen Technik in der zusätzlichen Patientensicherheit: „Früher wurde jede Apothekenbestellung handschriftlich gemacht. Und es ist ja bekannt, dass wir Ärztinnen und Ärzte es mit der Schönschrift nicht so haben. Mit dem digitalen Bestellsystem ist jede Verwechslung oder Falschbestellung von vornherein ausgeschlossen“, sagt der Medizinvorstand der Mühlenkreiskliniken Dr. Jörg Noetzel.

Etwa 1.000 verschiedene Arzneimittel können durch den Kommissionierer ausgeliefert werden. Etwa noch mal so viele Produktarten liegen im Apothekenlager. Das sind entweder Produkte wie Infusionen, die aufgrund ihrer Größe nicht in den Automaten passen, oder Arzneimittel, die so häufig und in so großer Stückzahl angefordert werden, dass es aufwändiger wäre, den Kommissionierer damit aufzufüllen.

Apropos auffüllen: Auch das macht der Kommissionierer vollautomatisch. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Apotheke müssen einzig den Barcode eines Arzneimittels einscannen, und schon sucht der Kommissionierer ein von der Größe passendes Fach. Alle Packungen des Medikaments werden nun an diesem Ort abgelegt. So wird sichergestellt, dass der zur Verfügung stehende Platz optimal ausgenutzt wird. Eine anderweitige Sortierung nach Alphabet oder Wirkstoffen, wie sie früher in Apotheken üblich war, entfällt.

Aber was, wenn die Maschine ausfällt? Dr. Florian Immekus beruhigt: „Auch dann ist die Versorgung mit Arzneimitteln für unsere Patientinnen und Patienten sichergestellt. Der Lagerort wird automatisch gesichert und kann jederzeit händisch abgerufen werden. Wir können also in der Not jederzeit auch ohne großes Suchen an die benötigten Medikamente kommen.“

Die Zentralapotheke der Mühlenkreiskliniken am Universitätsklinikum Minden versorgt auch die Krankenhäuser in Lübbecke, Rahden und Bad Oeynhausen mit den notwendigen Arzneimitteln. Täglich pendeln Transporte zwischen den Krankenhäusern der Mühlenkreiskliniken hin und her, um die zeitnahe Versorgung mit Arzneimitteln zu gewährleisten. Dabei zeigten sich in den vergangenen Jahren sehr deutlich die Vorzüge einer zentralen Apotheke. „Wir können als große Krankenhausapotheke sehr viel besser auf die leider häufigen Lieferengpässe reagieren. Wir haben größere Lagerbestände und damit eine höhere Flexibilität und Sicherheit bei gleichzeitig geringeren Kosten. Das hat uns beispielsweise während der coronabedingten Lieferengpässe sehr geholfen. Bisher konnten wir diese gut ausgleichen oder durch Alternativpräparate kompensieren, sodass es zu keinen Einschränkungen bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten gekommen ist“, sagt Dr. Immekus.

Mittelfristig kann sich der Apothekendirektor noch weitere Kooperationen vorstellen: „Wir haben das pharmazeutische Knowhow und die Kapazitäten, um andere Krankenhäuser oder Reha-Zentren zuverlässig und schnell mit Arzneimitteln zu versorgen, darüber hinaus in Person unsere klinischen Pharmazeuten und unseren Bereich Arzneimittelinformation zu einer optimalen Arzneimitteltherapie beizutragen.“  

Quelle: Mühlenkreiskliniken
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