Weilburger Kreiskrankenhaus erhält zweiten Mann an der Spitze

26. Mai 2020

Ein Generationenwechsel an der Spitze des Weilburger Kreiskrankenhauses steht bevor.

Thomas Schulz (40) wird ab September zweiter Geschäftsführer der Klinik und soll Ende 2021 dann die Gesamtverantwortung von Peter Schermuly, der in den Ruhestand gehen wird, übernehmen. Für Schulz, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Limburg lebt, ist es nicht die erste Tätigkeit in leitender Funktion. Der 40-Jährige kommt von der Atos Orthopädischen Klinik im benachbarten Braunfels, wo er die kaufmännische Leitung innehat. Davor war er bereits als Geschäftsführer im Evangelischen Krankenhaus Dierdorf/Selters im Westerwald und als kaufmännischer Direktor für private Klinikketten tätig.

Landrat Michael Köberle (CDU), der Vorsitzender des Aufsichtsrats und der Gesellschafterversammlung der Kreiskrankenhaus gGmbH ist, freute sich, einen adäquaten Nachfolger gefunden zu haben, der aufgrund seiner „herausragenden Expertise“ gut zum Kreiskrankenhaus passe. Die Hoffnung sei, dass Schulz ähnlich lange am Kreiskrankenhaus tätig sein werde wie Schermuly, der es bereits auf mehr als 20 Jahre bringt.
„Ich wünsche mir und hoffe sehr, dass frischer Wind hereinkommt“, sagte Geschäftsführer Schermuly über seinen späteren Nachfolger. Denn er sei niemand, der nicht loslassen könne. Knapp anderthalb Jahre werden sie gemeinsam die Geschäfte des Kreiskrankenhauses mit dem Seniorenzentrum Fellersborn und der Krankenpflegeschule führen und damit für rund 550 Mitarbeiter verantwortlich sein. Thomas Schulz sieht das Kreiskrankenhaus Weilburg „sehr gut aufgestellt“ und verweist auf die Vernetzung von stationärer Medizin und ambulanter Behandlung im benachbarten Ärztehaus.

Der 40-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Klinik ein sicherer Arbeitgeber bleibt, mithin der größte im Raum Weilburg. Außerdem sollen das medizinische Leistungsangebot und die Versorgung im ländlichen Raum auf hohem Niveau aufrechterhalten werden. Dass das nicht immer einfach ist, weiß Schulz. „Der Gesetzgeber tut sein Möglichstes, um uns mit Wundertüten zu überraschen, auf die wir reagieren müssen“, sagte er mit Blick auf Vorgaben und Reformen im Gesundheitswesen.

Das kommunale Notfallkrankenhaus in Weilburg habe aus wirtschaftlicher Sicht einige Stärken vorzuweisen: ein breit gefächertes Angebot an medizinischen Leistungen, die Bündelung an einem Standort, die Mitbenutzung der Infrastruktur durch niedergelassene Ärzte und die Standbeine „Fellersborn“ und Krankenpflegeschule. Gerade Letztere ist aus Schulz‘ Sicht in Zeiten von Fachkräftemangel speziell in der Pflege ein Pfund, mit dem man wuchern kann. „Es ist spannend, ein Haus in dieser Konstellation zu führen.“
 
Es sind bewegte Zeiten, in denen Schulz im Kreiskrankenhaus in die Geschäftsführung einsteigt. Gerade kehrt die Einrichtung nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wieder Schritt für Schritt zum Klinik-Alltag zurück. Neben der Versorgung von Akut-Patienten nimmt die Zahl der planbaren Operationen nun wieder zu. 70 Prozent sei das Ziel, sagte Geschäftsführer Schermuly. Noch stehe man aber etwas auf der Bremse, um Mitarbeiter und Patienten zu schützen. Denn bisher, so berichtete er stolz, gebe es bei seinen Krankenhaus-Mitarbeitern keine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Das soll auch möglichst so bleiben.
 
Wie sich die vergangenen Wochen auf die Finanzen des Kreiskrankenhauses auswirken werden, mag derzeit niemand abzuschätzen. „Noch weiß keiner, was bezahlt wird und was nicht. Da ist eine seriöse Vorschau auf dieses Jahr nicht möglich“, sagte Schermuly. Der Bund habe den Kliniken Ausgleichszahlungen für das Freihalten von Betten für Covid-19-Patienten zugesagt, ob dies ausreichen wird, müsse sich zeigen. Allerdings könne das Kreiskrankenhaus auf einem „guten Fundament“ aufbauen, erklärte er. Das Wirtschaftsjahr 2019 wird wohl mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, wie auch schon das Jahr zuvor.

Bewegt sind die Zeiten für das Weilburger Krankenhaus aber auch, weil die Gespräche über eine Kooperation mit Vitos Weil-Lahn, die angekündigt hatten, von Weilmünster nach Weilburg ziehen zu wollen, noch laufen. In die Karten schauen lassen wollen sich die Verantwortlichen in Weilburg derzeit nicht. Man sei im Gespräch und wolle die Ergebnisse gemeinsam vorstellen, so habe man es mit Vitos vereinbart, sagte Schermuly. Mitte des Jahres könnte es soweit sein, ließ Landrat Köberle durchblicken. Es seien noch einige Schritte zu klären, bevor die Gremien eine Entscheidung fällen könnten. Zusammenarbeit oder nicht: „Das kann noch in beide Richtungen gehen“, meinte Köberle.

Wenn diese Zukunftsfrage geklärt ist, kann es laut Schermuly auch mit der baulichen Planung für das in die Jahre gekommene Gebäude weitergehen. Diese war ausgesetzt worden, weil man erst das Ergebnis der Verhandlungen mit Vitos abwarten will. Derweil stehen die laufenden Bauarbeiten – der Einbau eines MRT, die Sanierung und Erweiterung der Intensivstation und die Vergrößerung der Notaufnahme – vor dem Abschluss.
Der Gesetzgeber tut sein Möglichstes, um uns mit Wundertüten zu überraschen, auf die wir reagieren müssen.
 
Verwaltungsdirektorin Isolde Alfen wird Ende September das Kreiskrankenhaus Weilburg verlassen. Ihre Stelle soll erst nach dem Ausscheiden von Geschäftsführer Peter Schermuly neu besetzt werden.

Quelle: krankenhaus-weilburg.de
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