Steht die freie Facharztwahl für Kassenpatient:innen vor dem Aus?
Der direkte Zugang zu Fachärzt:innen könnte bald Geschichte sein. Die Bundesregierung plant eine verpflichtende Hausarztregelung für gesetzlich Versicherte. Kritiker:innen warnen vor Überlastung, Zwei-Klassen-Medizin und strukturellen Engpässen – der Streit ist vorprogrammiert.
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Die Bundesregierung plant eine weitreichende Reform im ambulanten Versorgungssystem: Der direkte Zugang zu Fachärzt:innen soll für gesetzlich Versicherte künftig nicht mehr möglich sein. Stattdessen sollen Patient:innen verpflichtend zuerst hausärztlich untersucht und anschließend gezielt weitergeleitet werden. Ziel ist eine effizientere Steuerung, Vermeidung von Doppeluntersuchungen und Entlastung überlaufener Facharztpraxen. Eine Ausnahme bleibt für Privatversicherte bestehen – was scharfe Kritik an einer drohenden Zwei-Klassen-Medizin nach sich zieht.
Zentrale Fragen bleiben unbeantwortet: Wie soll die geplante Struktur funktionieren, wenn bereits jetzt über 5.000 Hausärzt:innen fehlen? Der Zugang zur primären Versorgung ist vielerorts eingeschränkt – insbesondere in ländlichen Regionen. Auch Facharztpraxen stoßen an Kapazitätsgrenzen, was sich im neuen Modell weiter zuspitzen könnte.
Ein weiteres Problem liegt im fehlenden Einfluss der Patient:innen auf die Wahl ihrer Fachärzt:innen. Ob persönliche Präferenzen bei der Terminvergabe berücksichtigt werden, bleibt offen. In einer aktuellen INSA-Umfrage lehnt knapp die Hälfte der Befragten die geplante Neuregelung ab.
Dennoch setzt die Bundesregierung auf das Lotsenmodell durch Hausärzt:innen, das eine koordinierte, ressourcenschonende Behandlung ermöglichen soll. Der Reformdruck steigt: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung wurden zuletzt erhöht, die Wartezeiten bleiben lang. Ob die neue Struktur Entlastung bringt oder Versorgungslücken vergrößert, hängt von der praktischen Umsetzung ab.
berliner-kurier.de

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