Ambulantisierung an Unikliniken: Hohe Erwartungen, große Risiken

Die geplante Ambulantisierung im Gesundheitswesen soll Kosten senken und Versorgung verbessern, gefährdet jedoch die finanzielle Stabilität deutscher Universitätskliniken. Unzureichende Vergütung, fehlende Infrastruktur und steigende Sachkosten bedrohen nicht nur die Versorgung, sondern auch Forschung und Lehre. Ohne klare Kriterien, Kostendeckung und gesicherte Nachsorge drohen längere Wartezeiten, eingeschränkte Operationskapazitäten und Qualitätsverluste.

11. August 2025
  • Ökonomie
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Universitätskliniken tragen Verantwortung für Patientenversorgung, Forschung und Lehre. Die vom BMG forcierte Ambulantisierung verschärft bestehende wirtschaftliche Probleme durch steigende Kosten, Fachkräftemangel und komplexe Abrechnungssysteme. Die sektorengleiche Vergütung über Hybrid-DRGs deckt Sachkosten und Implantate oft nicht. Defizite von bis zu einer Million Euro jährlich sind möglich. Fehlende Kostendeckung zwingt viele niedergelassene Ärzt:innen, defizitäre Eingriffe aufzugeben, was Operationskapazitäten der Unikliniken zusätzlich belastet. Längere Wartezeiten und sinkende Versorgungsqualität wären die Folge.

Internationale Beispiele zeigen, dass ambulante Verfahren erfolgreich sein können, vorausgesetzt, geeignete Patient:innen werden sorgfältig ausgewählt und die postoperative Versorgung ist gesichert. In Deutschland fehlen jedoch flächendeckende Reha- und Pflegeangebote. Fachkräftemangel und unzureichende Nachsorgestrukturen könnten den angestrebten Entlastungseffekt ins Gegenteil verkehren.

Für eine tragfähige Umsetzung braucht es verbindliche Entscheidungskriterien, integrierte OP-Zentren, separate Erstattung von Sachkosten und eine gesicherte Nachsorge. Ausbildungsstrukturen müssen angepasst werden, um auch ambulante Eingriffe praxisnah zu lehren. Ohne diese Rahmenbedingungen droht die Ambulantisierung, den medizinischen Standard und die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Universitätskliniken zu schwächen.

Quelle:

springermedizin.de