Ambulantisierungspotenzial dämpft Klinikbedarf in Bayern bis 2035
Trotz wachsender und alternder Bevölkerung wird Bayerns stationärer Behandlungsbedarf dank ambulant möglicher Alternativen bis 2035 sinken. Ein Gutachten zeigt: Fast jede sechste stationäre Behandlung könnte außerhalb des Krankenhauses erfolgen. Regionale Disparitäten und steigende Notfallzahlen werfen jedoch neue Fragen auf. Ohne passende ambulante Strukturen drohen Versorgungslücken.
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Ein aktuelles Gutachten im Auftrag des Bayerischen Gesundheitsministeriums zeigt: Der demografisch bedingte Anstieg stationärer Behandlungsfälle in Bayern kann durch systematische Ambulantisierung deutlich reduziert werden. Zwar würde die Zahl der Fälle bis 2035 auf etwa 2,6 Millionen steigen, doch durch ein realistisches Ambulantisierungspotenzial von 16 Prozent sinkt der tatsächliche Versorgungsbedarf auf rund 2,2 Millionen. Das entspricht einem Rückgang um zwölf Prozent.
Besonders ambulantisierbar sind Eingriffe im Bereich der Gynäkologie und Gastroenterologie. Hingegen bleibt das Potenzial bei neurologischen Erkrankungen gering. Ein Großteil der stationären Fälle entfällt auf allgemeine Leistungsgruppen, insbesondere Innere Medizin und Chirurgie. Spezifische Leistungsgruppen wie Geburten oder kardiologische Eingriffe machen jeweils fünf Prozent aus.
Auffällig hoch ist der Anteil an Notfällen mit über 51 Prozent. Die Gutachter:innen empfehlen daher, Notfälle künftig stärker nach Dringlichkeit zu differenzieren. Parallel steigt der Anteil älterer Menschen erheblich: Die Zahl der über 65-Jährigen wächst bis 2035 um 18 Prozent. Regional zeigen sich deutliche Unterschiede. Während Oberbayern Zuwachs verzeichnet, ist in Oberfranken ein Rückgang zu erwarten.
Das Gutachten mahnt: Ambulante Potenziale lassen sich nur dann ausschöpfen, wenn auch passende Strukturen vorhanden sind. Ohne neue Versorgungsmodelle und finanzielle Anreize bleiben viele theoretisch ambulante Fälle weiterhin stationär. Zudem werde sich der Druck auf das ambulante System verstärken, da auch dort die Fallzahlen steigen , bei gleichzeitig sinkender Personalverfügbarkeit.
Eine begleitende Softwareanwendung soll künftig regional differenzierte Analysen ermöglichen und den Dialog zur Krankenhausstrukturplanung unterstützen.
aerzteblatt.de

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