BARMER-Arztreport: Immer mehr Menschen in Hamburg von Hautkrebs betroffen
In Hamburg ist die Zahl der Menschen mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs zwischen 2005 und 2023 um mehr als 100 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Arztreport der BARMER hervor. Bei weißem Hautkrebs haben sich die Fallzahlen sogar fast verdreifacht. Und: Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden Jahren fortsetzen. „Wir sehen jetzt die Schattenseiten einer Zeit, in der UV-Schutz kaum Beachtung fand“, so Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Hamburg.
- Medizin
Basierend auf einer Auswertung von ambulanten und stationären Routinedaten der BARMER lebten im Jahr 2023 über 6.500 Menschen in Hamburg mit der Diagnose malignes Melanom – besser bekannt als schwarzer Hautkrebs. Im Jahr 2005 waren es knapp 2.900 Betroffene. Das entspricht einer Steigerung von 106 Prozent. Bundesweit liegt der Anstieg sogar bei 116 Prozent. Nicht-melanotischer, also weißer Hautkrebs wurde im Jahr 2023 bei rund 32.500 Hamburgerinnen und Hamburgern dokumentiert, im Vergleich zu etwa 9.500 Betroffenen im Jahr 2005. Damit hat sich die Zahl der Erkrankten mehr als verdreifacht. Während die Zunahme in Hamburg bei 213 Prozent liegt, beträgt der bundesweite Durchschnitt rund 180 Prozent.
Hohes Risiko für „Boomer“
Die Jahrgänge der Boomer-Generation sind dabei besonders stark betroffen. In den geburtenstarken Jahrgängen ab 1950 galt Sonne und gebräunte Haut lange Zeit als gesund und schick. Diese Baby-Boomer hätten laut BARMER Arztreport jetzt ein gesteigertes Hautkrebsrisiko. „Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor war weitgehend unbekannt, und ein Sonnenbrand eine häufige Erscheinung beim Urlaub im Süden. Davon sehen wir jetzt die Folgen“, sagt Susanne Klein. Wie aus dem Arztreport der BARMER weiter hervorgeht, sind Frauen zudem deutlich häufiger von Hautkrebs betroffen als Männer. Im Jahr 2023 lebten in Hamburg insgesamt rund 20.450 Frauen und rund 18.560 Männer mit der Diagnose weißer oder schwarzer Hautkrebs. Bemerkenswert ist die geschlechtsspezifische Verschiebung bei höheren Altersgruppen: Ab einem Alter von 70 Jahren sind deutlich mehr Männer als Frauen von weißem Hautkrebs betroffen. Bei schwarzem Hautkrebs zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei der Anteil der erkrankten Männer hier ab 80 Jahren deutlich über dem der Frauen liegt.
In den kommenden Jahren könnten noch deutlich mehr Menschen von einer Hautkrebserkrankung betroffen sein. Dr. Susanne Klein erklärt: „Die Ursachen dafür sind vielfältig: Zum einen prägen Verhaltensmuster aus der Jugend, etwa häufige Sonnenbrände und mangelnder UV-Schutz, das Risiko. Zum anderen spielt die demografische Entwicklung eine wichtige Rolle: Die Lebenserwartung steigt und immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter, in dem Hautkrebs häufiger auftritt. Zudem führt die zunehmende Anzahl hochbetagter Personen dazu, dass das Erkrankungsrisiko insgesamt weiter steigt.“ Klein: „Es bleibt zu hoffen, dass der Anstieg durch eine konsequente primäre Prävention – also passende Schutzmaßnahmen und Aufklärung – künftig gebremst werden kann.“
Ein positiver Effekt der zunehmenden Achtsamkeit: In den Geburtenjahrgängen ab 1980, der sogenannten Generation Y, scheint das Hautkrebsrisiko wieder zu sinken. So weist der Jahrgang 1995 laut BARMER-Arztreport ein geringeres Risiko auf als der Jahrgang 1955. Dies sei vor allem auf ein verändertes Bewusstsein im Umgang mit UV-Strahlung zurückzuführen. „Kinder und Jugendliche der jüngeren Generationen wachsen mit einem besseren Verständnis für die Gefahren von Sonnenbrand auf. Eltern und Erziehungsberechtigte achten heute viel stärker auf Sonnenschutz, zum Beispiel durch den Einsatz von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor und das Meiden der Mittagssonne“, erklärt Susanne Klein. Diese frühzeitige Sensibilisierung zeige sich langfristig positiv in den Hautkrebszahlen.
„Die meisten Hautkrebserkrankungen werden durch UV-Strahlung verursacht, schwarzer Hautkrebs besonders durch Sonnenbrände in der Kindheit,“ erläutert auch Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi, Autor des Arztreports und Geschäftsführer des aQua-Instituts in Göttingen. „Prävention ist das beste Mittel, um das Hautkrebsrisiko zu senken. Sei es durch Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, langärmlige Kleidung, Sonnenhüte und die Vermeidung der direkten Sonne. Dies kann man gar nicht oft genug betonen, denn die Haut vergisst keinen Sonnenbrand.“
Ein entscheidender Faktor für den Kampf gegen den Hautkrebs bleibt aber die Früherkennung. „Das Hautkrebs-Screening zur Vorsorge steht allen gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren alle zwei Jahre kostenfrei zu“, erklärt Susanne Klein. „Eine steigende Beteiligung an dieser Früherkennung kann ganz wesentlich dazu beitragen, Hautkrebs früh zu erkennen und die Behandlungschancen zu verbessern“, so das Fazit der Hamburger BARMER-Landesgeschäftsführerin.
barmer.de