Barmer-Studie: Patientenzentrierte Versorgung statt Zufallsplanung
Eine Studie des Barmer-Instituts zeigt: Patient:innen sind bereit, für eine bessere Behandlungsqualität längere Wege in Kauf zu nehmen. Krankenhausplanung sollte sich an Qualität statt an schneller Erreichbarkeit orientieren. Expert:innen kritisieren die bisherige Krankenhausstruktur als historisch gewachsenes Zufallsprodukt.
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Die Barmer Krankenkasse fordert eine Neuausrichtung der Krankenhausplanung. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Patient:innen bei planbaren Eingriffen längere Anfahrtszeiten akzeptieren, wenn die medizinische Qualität steigt. Insbesondere bei der Behandlung von Lungenkrebs kann die Überlebensrate durch die Konzentration auf wenige spezialisierte Zentren deutlich verbessert werden.
Während die Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen der wohnortnahen Versorgung Vorrang einräumt, zeigt die Barmer-Analyse, dass bei höherer Versorgungsqualität auch längere Anfahrtswege in Kauf genommen werden. So könnte eine Reduzierung der thoraxchirurgischen Standorte von 142 auf 19 das Überleben von Lungenkrebspatient:innen signifikant verbessern.
Die Studie stützt sich auf Daten von über 1.500 Patient:innen, die im Jahr 2022 in 190 Kliniken behandelt wurden. Die Analyse zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen Fallzahl und Überlebenschance: In Kliniken mit niedriger Fallzahl liegt die Ein-Jahres-Überlebensrate bei 78,5 Prozent, in Kliniken mit hoher Fallzahl dagegen bei 93,1 Prozent.
Die Barmer fordert daher eine Versorgungsplanung, die Behandlungsqualität und Erreichbarkeit intensiver verbindet. Bislang sei die Krankenhauslandschaft in Deutschland weitgehend das Ergebnis historischer und regionaler Entscheidungen ohne systematische Steuerung. Der aktuelle Reformprozess wird kritisch gesehen, da er nicht konsequent an den Bedürfnissen der Patient:innen ausgerichtet sei. Nach dem gleichen Prinzip sollen nun weitere Indikationen untersucht werden.
aerztezeitung.de

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