Berner Onkologin Özdemir kämpft für geschlechtersensible Krebstherapie
Die Onkologin Berna Özdemir erforscht am Inselspital Bern, wie Geschlecht und Tageszeit den Erfolg von Krebstherapien beeinflussen. Ihre geplante Studie zur Chronotherapie könnte Überlebenschancen verdoppeln, stößt jedoch auf Finanzierungsprobleme. Sie fordert mehr unabhängige Forschung und sieht Gendermedizin als Basis der Präzisionsmedizin.
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Die Berner Onkologin Berna Özdemir setzt sich für eine geschlechtersensible Krebsmedizin ein. Sie behandelt Patientinnen und Patienten am Inselspital und untersucht, ob Immuntherapien morgens verabreicht wirksamer sind als am Nachmittag. Studien aus China und den USA deuten darauf hin, dass Tageszeit und Geschlecht den Therapieerfolg maßgeblich beeinflussen. Frauen leiden zudem häufiger an schwereren Nebenwirkungen, was Özdemir auf eine unzureichend angepasste Dosierung zurückführt.
Ihre geplante klinische Studie zur Chronotherapie könnte entscheidende Erkenntnisse liefern, doch fehlen bislang öffentliche Fördermittel. Der Schweizerische Nationalfonds lehnte Anträge trotz positiver Gutachten ab. Über 80 Prozent der onkologischen Forschung werden von der Pharmaindustrie getragen, die selten geschlechterspezifisch testet. Özdemir kritisiert zudem strukturelle Hürden wie fehlende Registerdaten und fordert eine systematische Förderung unabhängiger Forschung. Sie sieht Gendermedizin nicht als Randthema, sondern als Grundlage für Präzisionsmedizin, die allen zugutekommt. Trotz Widerständen zeigt sie sich optimistisch und verweist auf Fortschritte in der Onkologie, die heute viele Leben retten können.