Das Pflegebudget sorgt für komplexe Verhandlungen und Konfliktpotenzial

19. Juni 2024
  • Pflege
  • Ökonomie

  • 52 Prozent der Krankenhäuser haben für 2022 noch kein Pflegebudget vereinbart
  • Kliniken stärken die Pflege: Pflegebudget von 2020 bis 2022 um knapp 14 Prozent gestiegen
  • Leiharbeitsquote ist um 21 Prozent gewachsen
  • Pflegeentlastende Maßnahmen wirken – private Träger in diesem Punkt besonders aktiv

Die Verhandlungen über das Pflegebudget belasten die deutschen Krankenhäuser und bergen Konfliktpotenzial: Mehr als jedes zweite Krankenhaus hat noch kein Pflegebudget für das Jahr 2022 vereinbart. Für das Jahr 2020 liegt dieser Wert bei rund 15 Prozent. Das Pflegebudget, mit dem die Personalkosten in der Pflege aus den DRG-Fallpauschalen ausgegliedert wurden, hat damit nicht zu der gewünschten Entlastung der Kliniken geführt, die sich vielfach ohnehin in einer finanziell prekären Situation befinden. Das sind zentrale Ergebnisse eines Benchmarkings der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland zum Pflegebudget. Grundlage der Analyse, in die 658 Häuser bundesweit einbezogen wurden, sind Daten des Instituts für Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) für die Jahre 2020 bis 2022.

„Die Verhandlungen zwischen den Krankenhäusern und Krankenkassen sind langwierig und zäh, wie die Zahlen belegen. Es gibt nach wie vor viele Häuser, die noch kein ausgehandeltes Pflegebudget für die zurückliegenden Jahre haben. Angesichts der derzeitigen angespannten Liquiditätssituation vieler Krankenhäuser wäre es gerade besonders wichtig, dass die Einrichtungen Planungssicherheit bekommen, um ihre Ressourcen effizienter einsetzen zu können. Deshalb wären prospektive Verhandlungen sinnvoll, die liquiditätssichernd wirken.“

Michael Ey,Co-Lead des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Vereinbarungsquote: Öffentliche Träger sind Spitzenreiter

Die Vereinbarungsquote hängt aber auch stark von der Trägerschaft ab. Weit vorne liegen die Häuser in öffentlicher Trägerschaft mit einer Quote von rund 56 Prozent für das Jahr 2022. Schlusslicht sind private Krankenhäuser, bei denen nur rund 36 Prozent bereits ein Pflegebudgetfür 2022 verhandelt haben. Im Mittelfeld bewegen sich die freigemeinnützigen Häuser mit einer Quote von 52 Prozent. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich für die Vorjahre 2020 und 2021 ab.

„Offenbar macht sich in diesem Punkt auch die Finanzlage der Krankenhäuser bemerkbar. Krankenhäuser mit mangelnder Liquidität stehen unter größerem Druck, das Pflegebudget schnell zu vereinbaren. Sie können es sich schlicht nicht leisten, auf eine Einigung oder das Eingreifen durch eine Schiedsstelle zu warten. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass die Häuser finanzielle Nachteile in Kauf nehmen.“

Michael Ey,Co-Lead des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Neben der Trägerschaft entscheidet auch der Standort der Kliniken über das Abschneiden bei den Budgetabschlüssen. Die Ergebnisse deuten auf ein unterschiedliches Vorgehen zwischen den Bundesländern bei der Verhandlungsführung hin. So ist Bayern mit einer Vereinbarungsquote von rund 86 Prozent für das Jahr 2022 Spitzenreiter; Schlusslicht ist Berlin mit einem Wert von knapp sieben Prozent. Auch Bremen und Sachsen erreichten eine Vereinbarungsquote von mehr als 80 Prozent, während Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen ebenso wie Berlin bei unter 20 Prozent lagen.

Quelle:

pwc.de


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