Die Pflegequalität stagniert. Es gibt kaum einen Rückgang bei riskanten Dauerverordnungen
Dauerverordnungen von Schlafmitteln, fehlende Vorsorge bei Diabetes und unveränderte Sturzraten. Der neue Qualitätsatlas Pflege offenbart erhebliche Schwächen in der Versorgung von Pflegeheimbewohnern – regional stark unterschiedlich und mit kaum erkennbaren Fortschritten seit 2017.
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Die neuen Daten zeichnen ein ernüchterndes Bild. Trotz jahrelanger Diskussionen bleibt die Qualität der medizinischen Versorgung in Pflegeheimen auf kritischem Niveau. Besonders problematisch ist die anhaltend hohe Zahl von Dauerverordnungen sedierender Medikamente. Im Jahr 2023 erhielten bundesweit mehr als sieben Prozent der Bewohner von Pflegeheimen Benzodiazepine oder vergleichbare Wirkstoffe, obwohl die Risiken wie Sturzgefahr, Abhängigkeit und Depressionen bekannt sind. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind gravierend: Das Saarland etwa liegt mit über 15 Prozent weit über dem Schnitt. Ebenso alarmierend ist die mangelnde augenärztliche Betreuung von Menschen mit Diabetes: Fast 80 Prozent von ihnen hatten 2023 keinen entsprechenden Kontakt. Auch bei sturzbedingten Krankenhausaufenthalten unter Risikomedikation zeigt sich seit Jahren keine Verbesserung. Die Daten beruhen auf AOK-Abrechnungen und belegen strukturelle Versorgungsdefizite auf Kreisebene. Zehn Qualitätsindikatoren machen regionale Unterschiede transparent und zeigen klaren Handlungsbedarf auf.
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