Digitalradar zeigt Fortschritte, doch die Versorgung bleibt analog

Deutschlands Kliniken melden digitale Fortschritte, doch an der Versorgung ändert sich wenig. Der DigitalRadar zeigt gestiegene Reifegrade, aber Faxgeräte und fragmentierte IT-Landschaften dominieren weiter den Alltag. Interoperabilität bleibt ein Fremdwort, Daten fließen träge. Viele Anwendungen funktionieren nur in der Theorie. Für eine echte Versorgungstransformation fehlt es nicht an Technik, sondern an Finanzierung und strukturellem Willen.

22. Juli 2025
  • IT


Die zweite Erhebung des DigitalRadar weist einen messbaren Fortschritt in der digitalen Reife deutscher Krankenhäuser aus. Der Durchschnittswert stieg von 33 auf 42,1 Punkte. Insbesondere beim versorgungsrelevanten Informationsaustausch zeigen sich Verbesserungen. Dennoch bleibt die Umsetzung im Versorgungsalltag hinter den Erwartungen zurück. Technische Werkzeuge wie E-Arztbrief, E-Rezept und KIM sind vielerorts noch nicht im klinischen Betrieb angekommen.

IT-Leiter:innen wie Friedhelm Brinkmann (Stuttgart) und Gerhard Ertl (Darmstadt) beklagen fragmentierte Systemlandschaften und uneinheitliche Übergabeformate. Unterschiedliche Zuständigkeiten, inkompatible Herstellerlösungen und föderale Regulierungen behindern einen einheitlichen Datenfluss. Die elektronische Patientenakte bleibt ein Zukunftsversprechen, das derzeit nur schleppend Wirklichkeit wird.

Auch in der Pandemievorsorge sehen Klinikverantwortliche Fortschritte, jedoch bleibt vieles Stückwerk. KI-gestützte Systeme ermöglichen zwar strukturelle Datenerhebung, doch fehlende Standards und analoge Schnittstellen bremsen die Dynamik. Viele Einrichtungen hängen an Papier, insbesondere im Übergang zur ambulanten Versorgung.

Im Entlassmanagement zeigen digitale Plattformen punktuelle Erfolge. Doch Studien belegen, dass Hausärzt:innen oft nicht in den Prozess eingebunden werden. Die Folge sind Lücken in der Anschlussversorgung. Bei Pflegeeinrichtungen liegt der Digitalisierungsgrad häufig noch im Anfangsstadium.

Vivantes sieht im Krankenhauszukunftsgesetz eine Chance zur Versorgungsverbesserung. Doch laut Geschäftsprozessleiterin Mina Baumgarten reicht Infrastruktur allein nicht aus. Gefragt sei eine gezielte Finanzierung konkreter Versorgungsszenarien, nicht nur von Technik.

Quelle:

aok.de