Franz Knieps fordert neue Definition von Unter- und Fehlversorgung
Versorgungslücken nehmen zu, Termine werden knapper, Medikamente fehlen. Besonders strukturschwache Regionen sind betroffen. Forschung und Politik müssen handeln…
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Vor 25 Jahren löste ein Gutachten des Sachverständigenrats zur Über-, Unter- und Fehlversorgung einen Schock im deutschen Gesundheitswesen aus. Damals wurde ein unkoordiniertes Nebeneinander in der Versorgung sichtbar. Zwar entwickelte sich in der Folge eine evidenzbasierte Medizin mit neuen Institutionen, doch die Corona-Pandemie stoppte diesen Weg und führte zu politischen Entscheidungen mit problematischen Folgen.
Heute mehren sich die Hinweise auf eine gefährdete Versorgung: Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen berichten von wachsenden Schwierigkeiten bei Terminvergaben, zunehmenden Engpässen in der Medikamentenversorgung und Belastungen in Kliniken und Pflegeheimen. Besonders betroffen sind strukturschwache Regionen, doch auch urbane Räume zeigen Lücken. Studien zur tatsächlichen Unterversorgung sind jedoch noch unzureichend. Daher fordert Franz Knieps, ehemaliger Vorstandschef des Dachverbands der Betriebskrankenkassen, eine präzisere Definition von Unter- und Fehlversorgung auf Basis evidenzbasierter Kriterien und unter Einbeziehung sozialer Faktoren. Damit soll die Versorgungsforschung belastbare Grundlagen für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems schaffen.