‚Gefühlte Überlastung‘ – Wie politische Wortwahl Pflegekräfte entwürdigt
Pflegekräfte leiden nicht nur unter Personalmangel, sondern auch unter politischer Ignoranz. Mit der Formulierung „fühlen sich überlastet” verkennt Gesundheitsministerin Warken die Realität und trifft auf scharfe Kritik von Intensivpfleger Ricardo Lange.
- Personal
- Pflege
- Politik
Die neue Bundesgesundheitsministerin spricht von „gefühlter Überlastung“ der Pflegekräfte, was Lange als zynisch kritisiert. Der Begriff verharmlose die strukturelle Überforderung, die längst belegt sei: Ein überdurchschnittlicher Krankenstand, massive Personallücken und eine sinkende Versorgungsqualität seien Realität. Der Alltag in Kliniken sei geprägt von Schichtdiensten, fehlenden Pausen und wachsender Verantwortung, oft ohne angemessene Vergütung. Politische Reaktionen beschränkten sich bislang auf symbolische Gesten und Worthülsen. Lange fordert konkrete Reformen, Respekt und einen echten Dialog. Er verweist auf die Konsequenzen unzureichender Pflegepersonalschlüssel: höhere Komplikationsraten und vermeidbare Todesfälle. Eine Einladung zum Gespräch ließ die Ministerin unbeantwortet. Die Kritik verweist somit auf eine tiefere Krise, nämlich das Auseinanderklaffen von politischer Rhetorik und beruflicher Realität im Gesundheitswesen.
Wenn eine Ministerin von „gefühlter Überlastung“ spricht, ignoriert sie die Datenlage und verkennt die Verantwortung ihres Amtes. Solche Formulierungen verletzen nicht nur sprachlich, sondern auch systemisch. Die Pflege braucht keine symbolische Anerkennung, sondern strukturelle Entlastung. Wer das nicht erkennt, hat den Ernst der Lage nicht verstanden.
berliner-zeitung.de

Gebündelt, stets aktuell und immer handverlesen werden alle Neuigkeiten gesammelt und anwenderbezogen aufbereitet.