‚Grundlegende Reform der Krankenhausvergütung‘ ist ein Etikettenschwindel

Hauptkritikpunkte

20. Februar 2023
  • Politik

Die angekündigte – und dringend notwendige – „drastische Entökonomisierung“ wird durch die Vorschläge der Regierungskommission nicht zustande kommen. Wir hatten das in einem am 10. Januar veröffentlichten Papier ausführlich erläutert. Jetzt liegt eine handliche Kurzfassung dieser Analyse vor: DOWNLOAD

Unsere Hauptkritikpunkte sind:                     

  1. Werden die finanziellen Steuerungselemente betrachtet, die weiterhin bestehen (Mengenbezug) bzw. neu vorgeschlagen werden (Qualitätsbezug), besteht die Gefahr, dass sie sinnvolle Planungsansätze (soweit es solche geben sollte) konterkarieren und zum betriebswirtschaftlich bedingten Ausscheiden weiterer Krankenhäuser führen (kalte Strukturreform). Wird das Gesamtinstrumentarium betrachtet, das die Kommission vorschlägt, liegt der starke Verdacht nahe, dass das wesentliche Anliegen der Planungsvorschläge ist, weiter Betten abzubauen und Krankenhäuser zu schließen.
  2. Die groß angekündigte Finanzierungsreform ist letztlich ein Etikettenschwindel. Eine Aufhebung der negativen Wirkungen der finanziellen Steuerung und insbesondere der DRGs (Mengenausweitung und Kostendumping) ist aufgrund des vorgeschlagenen Modells der so genannten Vorhaltepauschalen nicht zu erwarten: Diese sind weder leistungsunabhängig noch eine Finanzierung der notwendigen Vorhaltekosten. Pauschalen und Budgets schaffen immer finanzielle Anreize, die realen Kosten zu drücken, um Gewinne zu erwirtschaften. Der Eindruck entsteht, dass die Vorschläge mit und trotz all ihrer inneren Widersprüchlichkeiten eine „heilige Kuh“ auf jeden Fall unangetastet lassen sollen: Die Möglichkeit auch weiterhin mit Krankenhäusern Gewinne machen zu können. Dies wird insbesondere die privaten Klinikkonzerne erfreuen.
  3. Die vorgeschlagene Reform hält den Kostendruck auf das Personal aufrecht. Personalkosten sind nach unserem Verständnis Vorhaltekosten. Sie müssen anhand einer bedarfsgerechten Personalbemessung geplant und kostendeckend finanziert werden. Die vorgeschlagene Reform verstärkt nochmals den bürokratischen Aufwand, anstatt ihn endlich zu reduzieren.
Quelle:

krankenhaus-statt-fabrik.de


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