Helios-Klinikum Erfurt: Pflegepersonal übernimmt zunehmend fachfremde Tätigkeiten
Im Helios-Klinikum Erfurt ersetzen Pflegekräfte zunehmend Servicepersonal. Interne Unterlagen belegen den Abbau von über 50 Stellen, deren Aufgaben nun von Pflegekräften oder umgeschulten Krankenpflegehelfern übernommen werden. Die Refinanzierung über das Pflegebudget macht diese Praxis möglich. Fachleute und Politik sehen darin Fehlanreize zulasten der Versicherten und fordern eine gesetzliche Korrektur.
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Im Helios-Klinikum Erfurt sorgt die Umstrukturierung der Servicedienste für Unmut. Pflegekräfte übernehmen seit 2023 Tätigkeiten wie Bettenreinigung, Patiententransport und Essensdokumentation. MDR-Recherchen zeigen, dass mindestens 55 Servicekräfte abgebaut wurden. Das Krankenhaus bildete zudem ehemalige Servicekräfte zu Krankenpflegehelfern aus, deren Leistungen über die Krankenkassen abgerechnet werden können. Beschäftigte kritisieren steigende Arbeitsbelastung und Qualitätsverluste in der Versorgung. Das Management verweist dagegen auf den angestrebten „Skill-Mix“. Fachleute wie der Gesundheitsökonom Andreas Schmid bewerten die Praxis als Folge gesetzlicher Fehlanreize im Pflegebudget, das seit 2020 Pflegekosten vollständig refinanziert. Auch andere Thüringer Kliniken nutzen ähnliche Modelle. Das Thüringer Gesundheitsministerium spricht von einer Doppelfinanzierung zulasten der Versicherten und kündigte im Bundesrat Reforminitiativen an. Der Ruf nach Anpassungen wird auch durch die steigenden Kosten des Pflegebudgets verstärkt, die jährlich zweistellige Zuwachsraten verzeichnen.
mdr.de

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