IT-Investitionen: Deutsche Kliniken bleiben hinter europäischen Nachbarn zurück
Deutsche Krankenhäuser geben deutlich weniger für IT und Digitalisierung aus als Kliniken in Dänemark und den Niederlanden. Ohne Förderung durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) liegt der Anteil bei 3 %, mit Förderung bei 4,4 %. Personal- und Betriebskosten bleiben niedrig, die strukturelle Finanzierung fehlt. Die Studie empfiehlt feste IT-Budgets, Personalrichtwerte und eine Abkehr von projektbezogener Förderung. Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt vor Stillstand nach Auslaufen des KHZG und fordert eine dauerhafte Finanzierung.
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Eine Untersuchung der Hochschule Osnabrück zeigt erhebliche Unterschiede bei den IT-Ausgaben von Krankenhäusern in Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden und Dänemark. Ohne KHZG-Fördermittel investieren deutsche Kliniken 3 % ihres Budgets in IT, in den Niederlanden sind es 5,2 %, in Dänemark 3,9 %. Unter Einbeziehung der KHZG-Gelder steigt der deutsche Wert auf 4,4 %, was die Abhängigkeit von Einmalförderungen verdeutlicht. Strukturelle Investitionen bleiben aus.
Besonders deutlich sind die Unterschiede im Personalbereich. In Deutschland entfallen 0,8 % des Budgets auf IT-Personal, in Dänemark 1,9 %. Pro Krankenhausbett betragen die IT-Personalkosten hierzulande 1.850 Euro, in Dänemark über 25.000 Euro. Zudem arbeiten in deutschen Häusern durchschnittlich sieben IT-Fachkräfte, in Dänemark rechnerisch 109.
Die Studie sieht darin ein Risiko für die digitale Weiterentwicklung. Sie fordert, IT-Kosten dauerhaft im Klinikbudget zu verankern, um den Betrieb und die Folgefinanzierung von Digitalprojekten sicherzustellen. Personalrichtwerte und gezielte Unterstützung für Häuser mit niedrigen Erlösen werden empfohlen. Zudem sollen langfristige Digitalstrategien projektbasierte Förderungen ersetzen.
DKG-Vorstand Gerald Gaß warnt, dass ohne nachhaltige Finanzierung nach Auslaufen des KHZG ein Rückfall droht. Andere Länder investierten strukturell in digitale Infrastruktur, Deutschland hingegen setze auf kurzfristige Impulse. „Das ist nicht zukunftsfähig“, so Gaß.
Die Analyse basiert auf Daten von 251 deutschen, 44 niederländischen und fünf dänischen Krankenhäusern.
aerzteblatt.de
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