Jung, erschöpft, engagiert: Der stille Notstand unter Klinikärzt:innen
Fast jede/r vierte Mediziner/in fühlt sich ausgebrannt, jede/r Zwanzigste ist depressiv – und das bei hohem beruflichem Druck. Besonders betroffen sind jüngere Klinikärzt:innen. Trotzdem geben viele an, privat glücklich zu sein. Was hilft? Familie, Schlaf, Hobbys – doch auch diese Ressourcen geraten unter Druck, weil die Zeit fehlt. Urlaub bleibt oft ein Wunschtraum und Freundschaften verkümmern. Die neue Medscape-Umfrage zeichnet ein bedrückendes Bild vom Leben in der „weißen Kittelzone” und enthält einen klaren Appell: Ärzt:innen brauchen Entlastung statt Durchhalteparolen.
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Der neue Medscape-Report beleuchtet die psychische Belastung von Ärzt:innen in Deutschland. Rund 27 % der Befragten fühlen sich ausgebrannt, 5 % zeigen depressive Symptome und weitere 12 % erleben beides. Besonders betroffen sind Klinikärzt:innen unter 45 Jahren. Hauptursache ist laut 72 % die berufliche Arbeitsbelastung.
Zwar schätzen sich 64 % privat als (eher) glücklich ein, doch die Kluft zwischen Beruf und Privatleben bleibt groß. Zwei Drittel der Befragten berichten, dass der Beruf ihr Privatleben belastet. Zeit für Freundschaften fehlt häufig – insbesondere bei Jüngeren und Klinikpersonal. Auch Urlaub wird nicht im benötigten Umfang genommen. In Kliniken sehen sich 52 % in der Planung eingeschränkt, in Praxen sind es 42 %.
Trotzdem sind 62 % mit ihrem Beruf zufrieden, in der ambulanten Versorgung deutlich mehr als im stationären Bereich. Für die emotionale Stabilität spielen soziale Kontakte, Schlaf, Bewegung und Hobbys eine zentrale Rolle. Zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten zählen Lesen, Fernsehen, Gartenarbeit und Kochen.
Die Umfrage zeigt: Viele Ärzt:innen streben einen gesünderen Lebensstil an. Doch es fehlen Zeit und Strukturen. Besonders Jüngere wünschen sich mehr Erholung, Bewegung und Achtsamkeit. Die Daten verdeutlichen den Handlungsdruck: Die Arbeitsbedingungen müssen sich verändern, um die psychische Gesundheit und die Versorgungssicherheit dauerhaft zu sichern.
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