Krankenhausreform praktisch gedacht mit Kooperation statt Schließung

Die Krankenhausreform fordert Spezialisierung und weniger Kliniken. Ein Netzwerk um das UKGM Gießen zeigt eine Alternative. Ärzt:innen teilen ihre Expertise trägerübergreifend und sichern so die Versorgung kleiner Häuser. Mediziner pendeln, nicht Patient:innen. Dieses Co-Sourcing-Modell ermöglicht Spitzenmedizin in der Fläche, trotz bürokratischer Hürden. Ziel ist eine gemeinsame Verantwortung statt Konkurrenz und ein patientenzentriertes System.

24. Juli 2025
  • Personal
  • Ökonomie


Deutschland gilt als überversorgt mit stationären Betten und Kliniken. Die Reform des Bundes sieht Spezialisierung und mehr ambulante Versorgung vor. Viele kleine Häuser fürchten jedoch um ihre Existenz, da Leistungsgruppen bestimmte Fachstandards verlangen. Ein Lösungsansatz entsteht in Hessen. Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) bildet mit kommunalen, privaten und kirchlichen Trägern ein Netzwerk. Die Kernidee ist, dass Ärzt:innen standortübergreifend arbeiten, um medizinische Kompetenz zu teilen. Patient:innen bleiben vor Ort, Mediziner pendeln.

Die Struktur gleicht einer Matrix. UKGM-Ärzt:innen übernehmen leitende Funktionen an Partnerkliniken, ohne deren Eigenständigkeit aufzugeben. Beispiele sind Kooperationen mit Lich, Bad Nauheim, Offenbach oder Hanau. So entsteht ein Verbund, der Leistungen wie Thoraxchirurgie und Pneumologie regional bündelt mit dem Vorteil, dass spezialisierte Expertise zugänglich wird, Forschung und Lehre werden integriert und Versorgungslücken geschlossen.

Dieses Modell erfordert Vertrauen und komplexe rechtliche Lösungen, etwa bei Anstellungsverhältnissen und Arbeitszeitregelungen. Kliniken kaufen gezielt ärztliche Arbeitszeit für definierte Tätigkeiten. Das Netzwerk sieht sich als Antwort auf demografische Entwicklungen und Investitionsstaus. Es setzt auf Kooperation statt Wettbewerb. Ziel ist eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung – trotz wachsender wirtschaftlicher Zwänge und politischer Vorgaben.

Quelle:

faz.net


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