Pressemeldung

Kreisklinik Roth: „Gegen die Empfehlung des Gutachtens“

Nadine Ortner, Vorständin der Kreisklinik Roth, sieht die Investorenpläne des Stadtkrankenhauses Schwabach kritisch. Im Interview mit Corinna Anton, Journalistin des Hilpoltsteiner Kuriers, erklärt sie die Hintergründe ihrer Haltung…

4. November 2025
  • Ökonomie

Die Bedarfsanalyse des Gutachtens hatte ja einen Überhang an Krankenhausbetten in der Region ergeben. Ist dieser Überhang dann „abgebaut“, wenn Schwabach zur Fachklinik wird, oder hat Roth laut Gutachten auch zu viele Betten?
Ortner: Wenn Schwabach eine Fachklinik werden würde – bisher handelt es sich meiner Kenntnis nach um Pläne, denen aber sowohl das bayerische Gesundheitsministerium als auch die Krankenkassen zustimmen müssten – hätten wir weiterhin zwei stationäre Versorger in der Region.

Zwar ist das Strukturgutachten noch nicht endgültig fertiggestellt. In einer Zwischenpräsentation Anfang September zeichnete sich aber bereits ab, dass der Gutachter künftig Bedarf für eine einzige stationäre Klinik mit Notaufnahme feststellen wird. Daher passen die Schwabacher Pläne für eine Fachklinik, die ein weiterer stationärer Versorger sein würde, weder zu den Empfehlungen des Strukturgutachtens noch zu den Zielen der Krankenhausreform.

Was bedeutet das für den Standort Roth?
Ortner: In der Schwabacher Fachklinik ist laut Medienberichterstattung offenbar sogar ein Bettenaufbau geplant. Geht man davon aus, dass sich in einem solchen Konstrukt die Kreisklinik Roth dann als Grund- und Regelversorger mit Notaufnahme weiterhin der Verantwortung für die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger in der Region stellen wird, sind die Folgen weitreichend. Denn erstens übernimmt die Kreisklinik dann die personal- und kostenintensiven Bereiche der Versorgung, während sich ein privater Investor die Rosinen herauspickt. Und zweitens würde es auch bedeuten, dass der Bettenüberhang in der Region keinesfalls abgebaut wird, sondern sich vermutlich aufgrund des in Schwabach angedachten Aufbaus sogar vergrößern würde.

Ergibt sich aus der Umwandlung Schwabachs zur Fachklinik automatisch, dass Roth als Grund- und Regelversorger bestehen bleiben kann? Ist die erforderliche Auslastung in Roth gegeben?
Ortner: Damit die Bürgerinnen und Bürger in der Region auch künftig auf eine gute Versorgung im Krankheitsfall zählen können, braucht es weiterhin einen Grund- und Regelversorger mit angegliederter Notaufnahme. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Strukturgutachten. Wenn Schwabach den Weg der Fachklinik einschlägt, wird dieser Grund- und Regelversorger mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Kreisklinik Roth sein.

Als kommunales Krankenhaus stehen wir natürlich auch weiterhin zu unserer Verantwortung, die akutstationäre und umfassende Krankenhaus- und Notfallversorgung in der Region Roth/Schwabach langfristig zu gewährleisten. Klar ist aber auch, dass wir dann die kosten- und personalintensiven Bereiche weiter betreiben, während sich die Schwabacher als Fachklinik die Kosten für diese Bereiche spart und zusätzlich mit den geplanten Schwerpunkten in der Orthopädie, Geriatrie und Neurologie mit uns in den Fachbereichen in den Wettbewerb geht, in denen sich noch Erträge erzielen lassen. Auch wenn wir gut ausgelastet sind, werden wird die Kreisklinik unter solchen Voraussetzungen nicht wirtschaftlich betreiben können.

Ist in Roth ein wirtschaftlicher Betrieb in Zukunft möglich?
Ortner: Der Strukturgutachter hat bereits ziemlich deutlich gesagt, dass sich zwei stationäre Anbieter in der Region nicht wirtschaftlich betreiben lassen. Daher wird die Empfehlung am Ende wahrscheinlich lauten, einen stationären Grund- und Regelversorger mit Notfallmedizin in der Region bestehen zu lassen und ein ambulantes Versorgungszentrum zu entwickeln. Schlägt man diesen Weg ein, stehen die Chancen für einen wirtschaftlichen Betrieb in Roth gut.

Stellt sich aber die Klinik Schwabach gegen die Empfehlung des Gutachtens und wandelt sich in eine Fachklinik um, wird es kaum möglich sein, die Kreisklinik Roth wirtschaftlich zu betreiben. Dann zahlt im Endeffekt der Steuerzahler den Preis für die notwendige Akut- und Notfallversorgung in der Region, denn der Landkreis als unser Träger gleicht, momentan zumindest noch, im Sinne der Daseinsfürsorge hälftig unser Defizit aus. Der private Investor in Schwabach dagegen würde mit der Orthopädie ein lukratives Elektivgeschäft betreiben.

Wie sieht es mit der Notaufnahme in Roth aus: In Schwabach wird die Notaufnahme rund um die Uhr als nicht erforderlich erachtet. Ist dann im Gegenzug der Betrieb in Roth rund um die Uhr (weiterhin) erforderlich oder auch nicht?
Ortner: Das Strukturgutachten wird – Stand heute – zu dem Ergebnis kommen, dass eine 24 Stunden besetzte Notaufnahme in der Region versorgungsrelevant ist. Das erfordert viel Personal und ist mit hohen Kosten verbunden. Als kommunales Haus stellen wir uns natürlich weiterhin der Verantwortung für die umfassende medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in unserer Region. Wir benötigen aber auch die Chance, diese Kosten mit anderen Leistungsgruppen erwirtschaften zu können. Sollte Schwabach tatsächlich eine Fachklinik werden, wird das schwer.

Quelle:
kreisklinik-roth.de

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