Milliardenmarkt Selbstzahlerleistungen – Kritik an Nutzen und Risiken
Die meisten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) sind laut Medizinischem Dienst überflüssig. Nur Akupunktur gegen Migräne, Lichttherapie bei Winterdepression und Immunprophylaxe bei Blasenentzündungen seien sinnvoll. Patientinnen und Patienten geben jährlich rund 2,4 Milliarden Euro für oft nutzlose Leistungen aus…
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Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) werden gesetzlich Versicherten häufig als Selbstzahlerangebote gemacht. Der Medizinische Dienst Bund überprüft regelmäßig deren Wirksamkeit. Laut Stefan Lange, Bereichsleiter für evidenzbasierte Medizin, sind von 60 untersuchten IGeL nur drei als sinnvoll eingestuft: Akupunktur zur Migräne-Vorbeugung, Lichttherapie bei saisonaler Depression sowie Immunprophylaxe gegen wiederkehrende Blasenentzündungen. Besonders kritisch sieht der Dienst Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Sie führten häufig zu falsch-positiven Befunden und unnötigen Operationen. Versicherte zahlen jährlich rund 2,4 Milliarden Euro für solche Leistungen, wobei Frauen den größten Anteil für Ultraschalluntersuchungen leisten. Zusätzlich bewertete der Medizinische Dienst kürzlich Hyaluron-Injektionen bei Knie- und Hüftarthrose negativ, da Nutzen nicht belegt und Risiken wie Gelenkentzündungen möglich seien. Lange fordert strengere Regeln für die ärztliche Aufklärung und empfiehlt Patientinnen und Patienten, sich Zeit für Entscheidungen zu nehmen, Informationen einzuholen und schriftliche Kostenvoranschläge zu verlangen.