Patientensteuerung und Regresse, KBV legt Reformvorschläge vor

Die KBV fordert ein Ende des „Alles für alle“-Prinzips. Vorsitzender Gassen will mehr Verbindlichkeit im Umgang mit Leistungen und schlägt höhere Tarife für uneingeschränkt nutzende Versicherte vor. Zudem soll die Politik offen kommunizieren, dass Ressourcen begrenzt sind. Weitere Vorschläge sind die Steuerung über Hausärzte, Ausbau der 116117-Plattform, Investitionen in Praxis-IT und Cybersicherheit sowie eine Reform der Wirtschaftlichkeitsprüfungen mit Bagatellgrenze.

5. August 2025
  • Ökonomie
  • Politik


Die Kassenärztliche Bundesvereinigung drängt auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit begrenzten Mitteln. Laut KBV-Chef Andreas Gassen ist nicht ein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem das Kernproblem des Systems. Kosten für versicherungsfremde Leistungen wie Gesundheitsausgaben für Bürgergeldempfänger müssten staatlich getragen werden.

Gassen fordert von der Politik eine ehrliche Kommunikation. Es könne nicht der Eindruck bestehen, dass jede:r jederzeit Anspruch auf sämtliche Leistungen habe. Er schlägt vor, Versicherte, die ohne Einschränkungen alle Angebote nutzen wollen, über teurere Tarife stärker zu beteiligen. Zusätzlich regt er zweckgebundene Abgaben auf Tabak und Alkohol an, um den Gesundheitsfonds zu stärken.

Für mehr Effizienz setzt KBV-Vize Stephan Hofmeister auf eine verbindliche Patient:innenensteuerung. Hausärzt:innen sollen als zentrale Anlaufstelle fungieren, Ausnahmen bei spezialisierten Behandlungen bleiben möglich. Ergänzend sieht die KBV Potenzial im Ausbau der Rufnummer 116117 zu einer bundesweiten Steuerungs- und Terminplattform, allerdings nur mit staatlicher Förderung.

KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner betont den Bedarf an Investitionen in Praxis-IT und Cybersicherheit. Zudem warnt sie vor Regressrisiken, die Impfziele gefährden könnten. Die KBV schlägt eine Bagatellgrenze von 300 Euro pro Krankenkasse und Quartal vor, um Wirtschaftlichkeitsprüfungen zu reduzieren. Laut KBV könnten dadurch im Arzneimittelbereich rund 70 Prozent der Prüfungen entfallen.

Quelle:

pharmazeutische-zeitung.de