Pflegebudget vor dem Aus? Augurzky fordert Rückkehr zur Fallpauschale

Im Jahr 2024 schreiben 56 % der Kliniken rote Zahlen. Der Krankenhaus-Rating-Report bestätigt damit den dringenden Reformbedarf. Augurzky fordert die Abschaffung des Pflegebudgets, da dieses seinen Zweck erfüllt habe, sowie schnellere Investitionsverfahren.

27. Juni 2025
  • Ökonomie


Der aktuelle Krankenhaus-Rating-Report 2025 mit dem Titel „Aufbruch aus dem Tal der Tränen” zeigt alarmierende Entwicklungen: 56 Prozent der Kliniken erwarten 2024 ein negatives Jahresergebnis – ein neuer Höchstwert. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort, der 2020 mit 22 Prozent begann und sich seither kontinuierlich verschärft hat. Nur jede zweite Klinik verfügt derzeit über ausreichende Liquidität für mehr als zwei Wochen.

Besonders deutlich wird der Produktivitätsverlust sichtbar: Obwohl das Fallaufkommen unter dem Vorkrisenniveau liegt, ist die Zahl der Vollzeitkräfte seit 2019 um 6,3 Prozent gestiegen. Der Zuwachs ist vor allem im Pflegebereich zu verzeichnen. Laut Boris Augurzky resultieren die steigenden Pflegekosten – 22 Milliarden Euro im Jahr 2024 – auch aus den Anreizen des Pflegebudgets. Dieses habe seinen Zweck erfüllt, so Augurzky. Er plädiert für eine Rückführung der Pflegefinanzierung in das DRG-System und die neue Vorhaltepauschale.

Trotz eines leichten Anstiegs der stationären Fallzahlen um 2,4 Prozent im Jahr 2023 stagnieren die Erträge vieler Häuser. Eine stärkere Nutzung der Hybrid-DRG und eine Transformation hin zu mehr ambulanter Versorgung könnten hier Entlastung bringen. Doch auch strukturelle Probleme wie langwierige Bauverfahren hemmen die Modernisierung. Augurzky fordert ein Beschleunigungsgesetz nach dem Vorbild der LNG-Terminals.

Kliniken in privater und freigemeinnütziger Trägerschaft stehen im Vergleich zu kommunalen Häusern wirtschaftlich besser da. Besonders im Osten bleibt der Investitionsstau trotz einer Erhöhung der Landesmittel auf 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2023 ein akutes Problem.

Der Report prognostiziert, dass die Sozialabgaben ohne tiefgreifende Reformen bis 2035 auf über 50 Prozent steigen könnten. Augurzky mahnt daher zur Eile – insbesondere mit Blick auf die anstehende Babyboomer-Welle. Die Vorhaltefinanzierung könnte mittelfristig zur Reduktion stationärer Leistungen führen, vorausgesetzt, politische Blockaden werden überwunden. In einem Szenario mit Soforthilfen sinkt der Anteil defizitärer Häuser bis 2026 temporär auf 23 Prozent. Ohne nachhaltige Strukturreformen droht danach jedoch ein erneuter Anstieg auf 34 Prozent bis 2030.

Quelle:

bibliomedmanager.de


Medinfoweb
Die etablierte Informationsplattform für Informatik, Ökonomie, Marketing und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen.

Gebündelt, stets aktuell und immer handverlesen werden alle Neuigkeiten gesammelt und anwenderbezogen aufbereitet.