Pressemeldung

Pressestaement zu den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums für eine Apothekenreform

Zu den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums für eine Apothekenreform erklären die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier:

19. September 2025
  • Politik
  • Ökonomie
  • QM

„Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zur vermeintlichen Stärkung der Apotheken sind ein Dammbruch und eine Gefahr für die Patientensicherheit. Wir fordern das Bundesgesundheitsministerium dringend auf, die Notbremse zu ziehen und dieses Vorhaben zu stoppen! Das wird weder die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern noch die Arztpraxen entlasten. 

Mit dem Vorhaben, Apotheken die Möglichkeit zu geben, zukünftig verschreibungspflichtige Arzneimittel eigenständig zu verschreiben und dann auch gleich abzugeben, überschreitet die Politik eine rote Linie. Apothekerinnen und Apotheker werden hier mit Aufgaben betraut, für die es ein Medizinstudium braucht. Vorgesehen ist sogar, dass Apothekerinnen und Apotheker nicht nur Folgerezepte ausstellen können, sondern bei bestimmten Erkrankungen sogar die Erstverschreibung! Im Klartext bedeutet das: In Zukunft werden verschreibungspflichtige Arzneimittel abgegeben, ohne dass eine Ärztin oder ein Arzt die Patientin oder den Patienten überhaupt zu Gesicht bekommen hat! Wie soll denn eine Apothekerin oder ein Apotheker am Tresen feststellen, ob es sich um eine unkomplizierte Erkrankung handelt und nicht beispielsweise um eine Lungenentzündung? Das ist ohne ärztliche Untersuchung nicht möglich! Das ist ein gefährliches Vorhaben. Im Sinne unserer Patientinnen und Patienten und der Qualität der Versorgung werden wir als Hausärztinnen und Hausärzte uns klar und entschieden gegen diesen Rückschritt wehren. Das kann auch nicht im Sinne der Apothekerinnen und Apotheker sein. 

Schon seit Längerem können Apotheken gegen Grippe und Corona impfen. Bisher wird dieses Angebot von den Patientinnen und Patienten kaum nachgefragt. Die Zahl der Impfungen in Apotheken bewegt sich nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau. Nur wenige Apotheken bieten die Impfungen überhaupt an! Die Politik ignoriert diese Erfahrungen jedoch einfach und möchte die Kompetenzen der Apotheken bei den Impfungen sogar noch weiter ausbauen! Wir wissen inzwischen aus zahlreichen Studien und Untersuchungen, dass die Impfquoten durch eine bessere Koordination gesteigert werden, nicht, indem man immer neue Impfstellen schafft. In den Hausarztprogrammen ist die Impfquote beispielsweise um zehn Prozent höher als in der Regelversorgung – und zwar ohne impfende Apotheken!

Diese Reformen würden unser ohnehin schon überkomplexes Gesundheitswesen noch unübersichtlicher machen. Das ist genau das, was es nicht braucht und ein echter Rückschlag für die Versorgung.“

Quelle:
haev.de

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