Primärarztsystem spaltet Experten: Engpässe oder Entlastung?

Die Bundesregierung plant ein Primärarztsystem mit verpflichtendem Hausarztkontakt als Erstinstanz. Ziel ist es, unnötige Arztbesuche zu vermeiden und Terminungleichheiten zwischen Privat- und Kassenpatient:innen zu reduzieren. Patientenschützer und Verbraucherverbände warnen vor längeren Wartezeiten und neuen Engpässen, da bereits 5.000 Hausarztsitze unbesetzt sind. Hausärzteverbände unterstützen den Ansatz, fordern aber ein flächendeckendes Netz und digitale Steuerungsinstrumente. Kritiker:innen verlangen den Ausbau von Terminservicestellen sowie eine Reform ärztlicher Vergütungsanreize.

30. Juli 2025
  • Medizin
  • Politik
  • Ökonomie


Die Bundesregierung will die ambulante Versorgung neu strukturieren und plant ein verbindliches Primärarztsystem. Patient:innen sollen künftig zunächst eine Hausarztpraxis aufsuchen, die bei Bedarf an Fachärzt:innen überweist. Damit sollen unnötige Arztkontakte vermieden und schnellere Termine für dringliche Fälle ermöglicht werden. Zugleich soll die Ungleichbehandlung zwischen Privat- und Kassenpatient:innen abgebaut werden.

Die Verbraucherzentrale und Patientenschützer kritisieren das Vorhaben scharf. Sie sehen die Gefahr, dass ohnehin überlastete Hausarztpraxen zum Nadelöhr werden. Schon heute fehlen rund 5.000 Hausärzt:innen. Statt einer Pflicht fordern die Verbände eine Ausweitung der Terminservicestellen und strukturelle Reformen bei Vergütung und Organisation. Auch zusätzliche digitale Lösungen für Ersteinschätzungen sowie Telemedizin sind im Gespräch.

Der Hausärzteverband befürwortet die Pläne. Er verweist darauf, dass Patient:innen oft nicht wissen, welche Fachrichtung zuständig ist. Ein klares Steuerungsmodell könnte den Zugang verbessern und Doppeluntersuchungen vermeiden. Grundlage könnte das bestehende System der Hausarztverträge sein, das bereits zehn Millionen Versicherte nutzen.

Die konkrete Ausgestaltung des Modells ist offen. Diskutiert werden Termingarantie-Regelungen und flexible Zuweisungen, falls Hausärzte nicht verfügbar sind. Kritiker warnen jedoch vor zusätzlicher Bürokratie und längeren Wartezeiten. Das Gesundheitsministerium prüft ergänzende Steuerungsinstrumente, lehnt aber eine Praxisgebühr ab.

Quelle:

aerzteblatt.de


Medinfoweb
Die etablierte Informationsplattform für Informatik, Ökonomie, Marketing und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen.

Gebündelt, stets aktuell und immer handverlesen werden alle Neuigkeiten gesammelt und anwenderbezogen aufbereitet.