Schnellere Facharzttermine gegen Geld: Verbraucherzentrale mahnt Vermittlungsplattformen ab

Immer mehr gesetzlich Versicherte erhalten gegen Bezahlung schnellere Arzttermine, ein wachsendes Problem, wie Verbraucherschützer betonen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht darin einen Verstoß gegen geltendes Vertragsrecht und hat bereits Plattformen wie Doctolib abgemahnt. Die gesetzliche Regel: Termine dürfen nicht gegen Zahlung vorgezogen werden. Für viele Patienten bleibt jedoch nur der Griff ins Portemonnaie und damit ein Angriff auf das Solidarsystem.

14. August 2025
  • Ökonomie


Immer mehr gesetzlich Versicherte berichten, dass sie gegen Zahlung schneller an einen Arzttermin gelangen. Eine repräsentative Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands ergab, sieben Prozent der gesetzlich Versicherten haben bereits ein solches Angebot erhalten. Hochgerechnet betrifft das rund fünf Millionen Menschen in Deutschland.

Verbraucherschützer Thomas Moormann warnt in diesem Zusammenhang vor einer schleichenden Aushöhlung des Solidarsystems. Die zunehmende Verzweiflung vieler Patienten bei der Terminvergabe mache sie anfällig für unzulässige Angebote, insbesondere bei Fachärzten. Vermittlungsplattformen wie Doctolib und Jameda befeuern diesen Trend, indem sie Selbstzahlertermine sichtbar machen, auch wenn Patienten zuvor eine gesetzliche Versicherung angegeben haben. Die Plattformen wurden daher bereits rechtlich abgemahnt.

Laut Moormann ist es Arztpraxen untersagt, gesetzlich Versicherten gegen Bezahlung frühere Termine anzubieten oder nur Selbstzahlertermine bereitzustellen. Dies verstößt gegen berufsrechtliche und vertragsärztliche Vorgaben. Die Verantwortung liege aber nicht nur bei den Plattformen, sondern auch bei den Praxen, die die Vertragsbedingungen mitgestalten.

Patienten rät Moormann, sich nicht auf solche Angebote einzulassen. Bei Verstößen sollten Beschwerden an Kassenärztliche Vereinigungen, Landesärztekammern oder Gesundheitsministerien erfolgen. Die Einführung eines verpflichtenden Primärarztsystems lehnt Moormann hingegen ab. Er plädiert für freiwillige, digitale Ersteinschätzungen, die niedrigschwellig und orientierend wirken.

Quelle:

apotheken-umschau.de