Substitution oder Delegation? Ärzte und Pflege ringen um Rollenverteilung

Bundesgesundheitsministerin Warken will die Pflege als eigenständigen Heilberuf stärken und ihr Gesetzesentwurf sieht vor, Pflegefachpersonen mehr Verantwortung bei Wund-, Demenz- und Diabetesversorgung zu geben. Doch Ärzteverbände warnen vor Doppelstrukturen und pochen auf Arztvorbehalt. Pflegevertreter:innen halten Delegation für überholt und fordern Substitution ärztlicher Leistungen. Hinter dem Streit steckt auch die Frage nach Honorierung. Die Debatte um Kompetenzen spitzt sich zu, zwischen Arztvorbehalt und eigenständiger Heilkundeausübung.

28. Juli 2025
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Bundesgesundheitsministerin Nina Warken will den Beruf der Pflegefachkraft neu positionieren. Der Referentenentwurf für ein Pflegekompetenzgesetz erklärt Pflege ausdrücklich zum Heilberuf. Ziel ist es, Kompetenzen der 1,7 Millionen Pflegekräfte stärker zu nutzen. Vorgesehen ist, dass Pflegefachpersonen eigenständig Leistungen in Bereichen wie Wundmanagement, Diabetes- oder Demenzversorgung übernehmen dürfen.

Ärzteverbände stellen sich gegen Substitution ärztlicher Tätigkeiten. Der Hausärzt:innenverband betont den Arztvorbehalt und warnt vor kostenintensiven Doppelstrukturen. Auch die KBV fordert klare Verantwortlichkeiten, denn wer behandelt, trägt die Verantwortung. Substitution würde neue Schnittstellen schaffen und Ressourcen binden.

Pflegevertreter:innen sehen dagegen keinen Fortschritt, wenn Leistungen weiterhin nur im Rahmen der Delegation erfolgen. Sie verlangen ein klares Signal für eigenständige Handlungskompetenzen. Der Deutsche Pflegerat spricht von einem „arztzentrierten System“, das nicht mehr zeitgemäß sei. Beispiele wie die Verschreibung einer Antidekubitus-Matratze zeigen, dass Abhängigkeiten Zeit kosten und Versorgung verzögern.

Hintergrund des Konflikts ist auch die Finanzierung. Krankenkassen warnen vor Verwerfungen zwischen ärztlichem und pflegerischem Bereich und neue Honorartöpfe gelten als unrealistisch. Der politische Druck wächst, denn Warken will den Gesetzentwurf im August ins Kabinett bringen und so eine seit Jahren offene Reform vorantreiben.

Quelle:

aerztezeitung.de