Controller prüft Unterlagen im Krankenhaus

Qualitätsmanagement & Medizincontrolling verschmelzen

Qualitätsmanagement Krankenhaus, Medizincontrolling und Kostenmanagement verschmelzen immer stärker. Gesetzliche Anpassungen, digitale Prüfverfahren und neue Vergütungslogiken zwingen Klinikmanager, Ärzte und Controller zu einer ganzheitlichen Sicht. Dieser Artikel gibt einen Ausblick auf die zentralen Unterthemen – von MD-Prüfung Krankenhaus bis Kostenmanagement Krankenhaus – und zeigt, wo die Reise bis 2030 hingeht.

Inhalt des Artikels

    Michael Thieme
    Ärzt. Leiter Medizincontrolling BKJL, Inhaber medinfoweb.de

    MD-Prüfwesen & Erlössicherung im Krankenhaus 2025

    Nach der MDK-Reform steuert die PrüfvV über gestufte Prüfquoten die Erlössicherung. Seit 2025 erreichen nur 41,2 % der Kliniken die begehrte 5 %-Quote. Parallel gilt die StrOPS-Richtlinie 2025 als Übergangsbrücke zur neuen LOPS-Richtlinie, die Struktur- und Leistungsgruppenprüfungen nun verzahnt. Wer künftig Erlöse sichern will, muss MD-Management, Kodierleitfaden und Widerspruchsmanagement eng verknüpfen. Kliniken, die Prüfergebnisse aktiv analysieren, senken ihr MD-Risiko messbar.

    Kostenmanagement & Vorhaltevergütung 2025

    Steigende Personal-, Sach- und Energiekosten sowie die Einführung der Vorhaltevergütung erfordern eine grundlegend neue Ausrichtung der Kosten-Leistungsrechnung im Krankenhaus. Die kontinuierliche Erweiterung der AOP- und Hybrid-DRG-Kataloge verschiebt Erlösanteile zunehmend vom stationären in den ambulanten Bereich.

    Dadurch wird eine umfassende Deckungsbeitragsrechnung zum zentralen Instrument strategischer Budgetverhandlungen. Kliniken, die sämtliche Erlösarten (rDRG, AOP, Hybrid-DRG, Wahlleistungen) systematisch mit dem Personal-, Sach- und Investitionskostenbudget verknüpfen, sichern ihre Liquidität und behalten die Steuerung der Leistungsplanung fest im Griff.

    Kernpunkte der Optimierung:

    • Ganzheitliche Deckungsbeitragsrechnung als Basis für fundierte Budgetverhandlungen.
    • Integration aller Erlösarten (rDRG, Pflegebudgets, AOP, Hybrid-DRG, Wahlleistungen).
    • Integration aller Kostenarten (Personal-, Sach-, Energie- und Investitionskosten).
    • Fokus auf Liquiditätssicherung und vorausschauende Leistungsplanung.
    • Grundlegende Anpassung der Controlling-Instrumente an die veränderten Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens, unterstützt durch Digitalisierung und Prozessintegration.

    Kontinuierliche Qualitätssteuerung im Klinikalltag

    Qualitätsindikatoren im Krankenhaus sind längst nicht mehr nur Berichtspflicht: Das IQTIG veröffentlicht regelmäßig aktualisierte QS-Verfahren und relevante Kennzahlen. Diese müssen sich im klinikinternen Qualitätsmanagement wiederfinden – insbesondere in internen Audits, Peer Reviews und Benchmarkanalysen. Nur so entsteht ein geschlossener Deming-Kreis zur systematischen Qualitätsverbesserung.

    Seit Einführung der Strukturprüfung gemäß § 136c SGB V haben sich die Anforderungen weiter verschärft: Die Einhaltung struktureller Mindestmerkmale in den Leistungsgruppen ist zur Voraussetzung für die Vergütung nach § 6 Abs. 1 Krankenhausentgeltgesetz geworden. Ein Krankenhaus, das in der Strukturprüfung Defizite aufweist, verliert nicht nur das Abrechnungsrecht für entsprechende Leistungen, sondern gerät auch in Reputations- und Finanzrisiken. Strukturelle Qualität ist somit keine Option, sondern Bedingung für Leistung und Erlös.

    Medizincontrolling zwischen Kodierung und Strategie

    Die ICD-10-GM und OPS Version 2025 bilden das stabile Rückgrat der stationären Leistungsdokumentation. Ergänzt durch aktuelle Kodierhilfen sichern sie eine rechtssichere und vollständige Primär- und Sekundärkodierung. Doch Kodierung ist längst nicht mehr nur ein administrativer Akt. Medizincontroller (Link: Intern) und Kodierfachkräfte (Link: Intern) agieren heute als Lotsen in einem komplexen Geflecht aus medizinischer Versorgung, betriebswirtschaftlichem Handeln und regulatorischen Vorgaben.

    Im Zentrum steht dabei die fallbegleitende Kodierung – ein Frühindikator für Erlösrisiken und Dokumentationslücken. KI-gestützte Dashboards unterstützen längst die Kodierung und ermöglichen tagesaktuelle Auswertung von Leistungsdaten. Auffällige Kodiermuster, potenzielle MD-Risiken und strategisch relevante Abweichungen werden sofort sichtbar. So wird das Medizincontrolling zur Steuerzentrale für Erlössicherung, Qualitätstransparenz und Prozessoptimierung.

    Parallel gewinnen nun die Leistungsgruppen (LG) der neuen Krankenhausplanung grundlegende Bedeutung. Sie verlangen eine präzise Analyse der klinischen Versorgungsrealität: Wo liegen unsere medizinischen Schwerpunkte? Welche LG werden erfüllt – und mit welcher Tiefe? Welche Strukturen fehlen, um perspektivisch förder- und planungsrelevant zu bleiben?

    Das Medizincontrolling liefert in enger Zusammenarbeit mit dem Krankenhauscontrolling, dem Qualitätsmanagement und dem HR-Bereich die Antworten auf diese Fragen. Mit strukturierten Leistungsberichten, Portfolioanalysen und simulationsgestützten Szenarien bewerten Controller die Versorgungsfähigkeit im Raster der LG-Systematik. Damit wird aus einem retrospektiven Berichtswesen ein proaktives Steuerungsinstrument.

    Strategisches Medizincontrolling heißt: Leistung sichtbar machen, Erlöse sichern und die Zukunft mitgestalten.

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    Ideal für Kodierfachkräfte, Medizincontroller & QM-Verantwortliche.

    Risk Management, MD-Risiken & PPP-Richtlinie

    MD-Risikotools (Link: Intern) identifizieren gezielt Prüfhotspots und liefern damit Frühwarnsignale für potenzielle Erlösrisiken. Parallel dazu zwingt die Personalvorgabenrichtlinie (PPP-RL) Kliniken zur schärferen Differenzierung ihrer Personalkosten – insbesondere in den pflegesensitiven Bereichen. Das bedeutet: Kliniken müssen ihr Personalkosten-Controlling nicht nur detaillierter aufschlüsseln, sondern auch eng mit den Leistungsdaten verknüpfen.

    Ein modernes Risikomanagement im Krankenhaus darf deshalb nicht isoliert medizinische Behandlungsrisiken adressieren. Es muss vielmehr MD-Risiken, Personalrisiken und strategische Zielvorgaben zu einem integrierten Steuerungssystem zusammenführen. Compliance-Verstöße, etwa im Umgang mit Patientendaten, gefährden nicht nur die Rechtskonformität, sondern auch das Vertrauen von Öffentlichkeit und Mitarbeitenden.

    Ein zusätzlicher Brennpunkt sind die Mindestmengenregelungen des Gemeinsamen Bundesausschusses. Sie fungieren als regulatorische Eingriffsgröße in das medizinische Leistungsportfolio. Krankenhäuser müssen die geforderten Fallzahlen nachweislich erreichen, andernfalls droht der Entzug der Abrechnungsberechtigung. Mindestmengen entfalten somit direkte Auswirkungen auf Erlöse, Qualitätssicherung und langfristige Standortentscheidungen.

    Ergänzend dazu verlangt die externe Qualitätssicherung (nach § 136 SGB V) kontinuierliche Datenerhebungen und Nachweispflichten. Kliniken sind verpflichtet, strukturierte Qualitätsdaten zu liefern – von planbaren Eingriffen bis hin zu Notfallindikatoren. Diese Daten fließen nicht nur in die öffentliche Qualitätsberichterstattung ein, sondern werden zunehmend für Planung, Vergütung und Krankenhausstrukturentscheidungen herangezogen.

    Krankenhausmanagement, Medizin- und Krankenhauscontrolling sowie Qualitätsmanagement müssen deshalb enger denn je verzahnt arbeiten. Nur ein integriertes Steuerungssystem, das Risikoklassen, Personalstruktur, Fallzahlenentwicklung und gesetzliche Qualitätsanforderungen berücksichtigt, kann operative Sicherheit schaffen und strategische Handlungsfähigkeit sichern.

    Strategischer Ausblick bis 2030

    Bis 2030 wird das Krankenhausmanagement zur Steuerungszentrale eines hochdynamischen Systems. Die PrüfvV mit MD-Prüfquoten und LOPS-Strukturprüfungen erzwingt ein präzises Zusammenspiel von Kodierung, Widerspruchsmanagement und Erlössicherung. Kliniken ohne verlässliches MD-Controlling verlieren an Boden. Gleichzeitig gewinnt das Kostenmanagement an Schärfe: Personalbudgets, Sachkosten und Vorhaltevergütungen müssen in Deckungsbeitragsmodellen zusammengeführt werden, um ambulante wie stationäre Leistungen wirtschaftlich zu planen.

    Medizincontrolling entwickelt sich dabei zur analytischen Speerspitze – unterstützt von KI-basierten Kodierassistenten und leistungsgruppenbezogenen Versorgungsanalysen. Die Grenzen zwischen operativem Berichtswesen und strategischem Portfolio-Controlling verschwimmen. Wer seine Leistungsrealität nicht datenbasiert abbildet, verliert nicht nur Erlöse, sondern auch Planungsrelevanz.

    Qualitätsindikatoren werden zur zweiten Währung im System. Strukturprüfungen und QS-Verfahren fließen in Vergütung, Planung und öffentliche Darstellung ein. Risk Management erhält mit MD-Risikoanalysen und Mindestmengenprüfungen zusätzliche Dimensionen. Und auch die Personalkostensteuerung wird granularer, um der PPP-Richtlinie gerecht zu werden.

    Der Weg zur integrierten Kliniksteuerung ist kein Sprint, sondern ein permanenter Regelbetrieb mit hoher Präzision. 2030 wird entscheiden, wer Prozesse nur abbildet – und wer sie aktiv gestaltet.

    Nutzen Sie die Checkliste für Ihre Jahresplanung:

    Wo steht Ihre Klinik bei Kodierung, StrOPS und Risikosteuerung?

    Tauschen Sie sich aus:
    Wie gehen andere Häuser mit MD-Risiken & Leistungsgruppen-Analysen um?

    FAQ: Qualitätsmanagement & Medizincontrolling im Krankenhaus 2025

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