Universitätsklinikum Jena setzt auf innovative Strahlentherapie / Brachytherapie eröffnet neue Behandlungsperspektiven bei Leberkrebs
Winzige Strahlenquelle gegen Leberkrebs
Der Tumor in der Leber war bei Wolfgang Schneider bereits so groß und durch mehrere Verfahren vorbehandelt, dass ein erneuter operativer Eingriff nicht infrage kam. Hilfe fand der 76-Jährige am Universitätsklinikum Jena (UKJ) im August mit der Brachytherapie.
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„Bei diesem minimalinvasiven Verfahren können inoperable Lebertumore oder Lebermetastasen hochpräzise mit einer radioaktiven Strahlenquelle, hier Iridium 192, schonend von innen heraus bestrahlt werden. Wir nutzen mit der interstitiellen Brachytherapie eine vielversprechende Behandlungsoption. Zum Einsatz kommt hierfür eines der modernsten Brachytherapiegeräte in ganz Thüringen“, erklärt Dr. Sonia Drozdz, Oberärztin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am UKJ.
Kernstück der Therapie ist das sogenannte Afterloading-Verfahren. Die Expertinnen und Experten der Strahlentherapie und interventionellen Radiologie setzen dieses moderne Bestrahlungsverfahren interdisziplinär um. „Um den Katheter für die radioaktive Quelle millimetergenau platzieren zu können, nutzen wir die Bildsteuerung mittels Computertomographie (CT). Dafür planen wir vorab gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Strahlentherapie die Zugangsoptionen und notwendige Anzahl an Kathetern anhand der vorliegenden Bildgebung. Am Behandlungstag arbeiten wir Hand in Hand mit den Strahlentherapeuten, um gegebenenfalls auf unerwartete Veränderungen reagieren zu können. Jeder Fall wird nachbesprochen, sodass wir stetig voneinander lernen“ erklärt Prof. Dr. René Aschenbach, Leiter der Interventionsradiologie und leitender Oberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKJ.
Die Expertinnen und Experten der Medizinphysik erstellen anschließend den individuellen Bestrahlungsplan, bestimmen die Haltepositionen und Haltezeiten der radioaktiven Strahlenquelle in den Kathetern, um die nötige tumorvernichtende Strahlendosis zu verabreichen. Im Anschluss der Behandlung werden dann die Katheter gezogen und die Einstichkanäle verschlossen. Die gesamte Behandlung dauert je nach Tumorgröße drei bis fünf Stunden.
Sonia Drozdz nennt verschiedene Vorteile der Brachytherapie: „Durch die präzise Steuerung der Strahlenquelle, ähnlich einem chirurgischen Skalpell, erreichen wir eine hohe lokale Strahlendosis am Tumor, während das umgebende gesunde Gewebe geschont wird – ein besonders wichtiger Aspekt bei der empfindlichen Leber. Außerdem findet der Eingriff einmalig unter örtlicher Betäubung statt, sodass unsere Patienten wie Herr Schneider schnell wieder mobil sind.“
Wolfgang Schneider zeigt sich nach der Behandlung sehr zufrieden. „Ich danke dem gesamten Team und seiner Kompetenz. Ich bin froh, dass ich hier behandelt wurde und schätze, was heute möglich ist. Bis auf wenige Schmerzen an den Einstichstellen am Bauch, ging es mir gut und ich kann die Therapie nur empfehlen.“ Die Nachsorge erfolgt nun engmaschig. Mittels MRT wird in den kommenden Monaten der Behandlungserfolg kontrolliert. Sollte es nötig sein, kann die Brachytherapie bei weiteren Tumorherden erneut zum Einsatz kommen.
Die Brachytherapie wird am UKJ nicht nur bei Leberkrebs, sondern unter anderem auch bei Gebärmutterhalskrebs, Speiseröhrenkrebs oder Kopf-Hals-Tumoren angewandt. Die Anwendung bei Prostatakrebs befindet sich in Vorbereitung. „Mit unserem zertifizierten Tumorzentrum und der engen fachlichen sowie räumlichen Verzahnung der beteiligten Disziplinen sind wir bestens gerüstet, um auch komplexe Tumorerkrankungen interdisziplinär und patientenorientiert zu behandeln“, betont die Expertin für Strahlentherapie.
Die Klinik für Strahlentherapie und das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie planen, ihre Zusammenarbeit im Rahmen der gemeinsamen Initiative Radiologie – Interventionelle Strahlenmedizin (IRIS) weiter auszubauen. „Unter dem Dach von IRIS bündeln wir unsere Expertise, um die Behandlung von Lebermetastasen und anderen Tumoren noch besser zu verzahnen und weiterzuentwickeln. Diese Synergien kommen direkt unseren Patienten zugute“, betonen Prof. Dr. Ulf Teichgräber, Direktor des IDIR und PD Dr. Pietschmann, kommissarischer Direktor der Strahlentherapie.“

Für die interstitielle Brachytherapie arbeiten Expertinnen und Experten der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie und des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie interdisziplinär eng zusammen.

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