Wenn Pflege beschämt: Wie der professionelle Umgang mit Schamgefühlen gelingt
Ein Pflegefall aus dem CIRS-System des ZQP zeigt, wie leicht Patient:innen durch unsensible Pflegepraxis beschämt werden können, mit gravierenden Folgen für deren psychische Gesundheit. Schamgefühle sind kein Randthema, sondern ein unterschätztes Risiko. Die Stiftung ZQP liefert konkrete Empfehlungen, um Verletzungen der Intimsphäre zu vermeiden, von achtsamer Kommunikation bis hin zu struktureller Prävention.
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Ein aktueller Fall aus dem Pflege-CIRS-System der Stiftung ZQP dokumentiert, welche Folgen es haben kann, wenn Pflegekräfte Schamgefühle von Patient:innen nicht erkennen oder missachten. Ein kognitiv fitter Bewohner einer Pflegeeinrichtung wurde während des Duschens unangekündigt einer Hautinspektion unterzogen. Die Pflegekraft handelte unter hohem Zeitdruck und übersah die nonverbalen Signale des Bewohners. Dieser reagierte mit Rückzug, sein psychischer Zustand verschlechterte sich deutlich.
Die Stiftung ZQP empfiehlt im Umgang mit verletzter Scham eine schnelle, persönliche Entschuldigung sowie strukturierte Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen. Bei starker psychischer Belastung sollten externe Unterstützungsangebote geprüft werden. Grundlegend ist eine präzise Dokumentation des Vorfalls.
Noch wichtiger ist jedoch die Prävention: Pflegekräfte sollten für mögliche Schamauslöser sensibilisiert werden. Schulungen, Teambesprechungen und klare Regeln im Stationsalltag helfen, Grenzverletzungen vorzubeugen. Insbesondere bei körpernahen Tätigkeiten wie Hautinspektionen ist ein vorausschauendes Vorgehen zentral: Handlungen müssen angekündigt, Körperbereiche behutsam abgedeckt und die Zustimmung der Patient:innen eingeholt werden.
Eine klare, respektvolle Kommunikation gilt als Schlüssel zur Schamvermeidung. Auch organisatorisch braucht das Thema feste Strukturen, etwa durch regelmäßige Reflexion im Team und die Nutzung von Meldesystemen wie dem Pflege-CIRS. Nur so kann der Pflegealltag menschlich und professionell zugleich gestaltet werden.
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