Wie KI-Systeme medizinische Rätsel lösen
Was Ärzt:innen über Jahre hinweg nicht gelingt, schafft in Sekunden ein Sprachmodell. ChatGPT deckt seltene Erkrankungen auf, die zuvor übersehen wurden. Patient:innen berichten von bahnbrechenden Diagnosen nach langer Leidenszeit. Doch die KI ersetzt keine Mediziner:innen, sondern erweitert den diagnostischen Blick. Das System arbeitet unermüdlich, kennt keine Fachgrenzen und stellt Hypothesen, wo menschliche Mustererkennung an Grenzen stößt.
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Künstliche Intelligenz hält Einzug in die klinische Diagnostik, mit teils spektakulären Ergebnissen. Zahlreiche Patient:innen berichten über medizinische Durchbrüche durch ChatGPT. Die KI identifizierte in mehreren dokumentierten Fällen seltene Krankheitsbilder wie MTHFR-Mutationen oder hereditäres Angioödem und das nach Jahren erfolgloser Facharztbehandlungen. Entscheidende Hinweise führten gezielt zu diagnostischen Maßnahmen, die menschlichen Behandler:innen verborgen blieben.
Ursächlich sei laut Nutzenden oft nicht mangelndes Wissen, sondern der systemimmanente Zeitdruck und die fragmentierte Versorgung. KI-Modelle wie ChatGPT oder Microsofts MAI-DxO verbinden große Datenmengen, analysieren frei von Vorannahmen und greifen auf ein breites Fachwissen zu. Im Gegensatz zur ärztlichen Praxis, die stark auf statistische Wahrscheinlichkeiten fokussiert ist, eröffnen Sprachmodelle neue diagnostische Perspektiven, ohne Erschöpfung, Routine oder kognitive Voreingenommenheit.
In einer Vergleichsstudie erreichte Microsofts MAI-DxO eine viermal höhere Diagnoserate als Allgemeinmediziner:innen. Auch OpenAIs neues Modell „o3“ zeigt im Benchmark-Test deutlich verbesserte Leistungen gegenüber GPT-4o.
Expert:innen mahnen, die KI als Werkzeug zu verstehen, nicht als Ersatz für ärztliches Urteilsvermögen. Die Diagnosehypothesen müssen stets ärztlich validiert werden. Dennoch, in komplexen oder langwierigen Fällen kann KI Patient:innen eine neue Stimme verleihen und einen entscheidenden Schritt zur Diagnose ermöglichen.
merkur.de