Mehr Gesundheitskompetenz für Versicherte durch "Faktenboxen"

28. Mai 2015

Mit einem neuen Informationsformat "Faktenboxen" will die AOK die Gesundheitskompetenz von Versicherten stärken. Komplexe Fragen zu Nutzen und Risiken von medizinischen Behandlungen, Früherkennungen oder Nahrungsergänzungsmitteln sollen auf schnelle und kompakte Weise beantwortet werden. Ziel ist eine verständliche und einprägsame Wissensvermittlung via Internet, die den aktuellen Stand der medizinischen Forschung berücksichtigt. Entwickelt wurde dieses Format im Harding-Zentrum für Risikokompetenz vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Gigerenzer. Bis Ende 2015will die AOK eine Reihe weiterer Faktenboxen zu unterschiedlichen Themen veröffentlichen.

Die Informationskampagne startet mit einer Serie von elf Faktenboxen aus den Bereichen Impfung (Grippe-Impfung für Ältere und chronisch Kranke, Impfung Masern, Mumps und Röteln), Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin D und Selen zur Prävention), Individuelle Gesundheitsleistungen (Eierstock-Ultraschall zur Krebsfrüherkennung, Stoßwellentherapie gegen Tennisarm), bildgebende Verfahren (Röntgen bei Rückenschmerzen) und AOK-Leistungen (Kinderkrankengeld und Kieferorthopädische Behandlungen).

    Jürgen Graalmann, AOK-Bundesverband
    "Wer heute nach Gesundheitsinformationen sucht, landet unweigerlich in einem Dschungel von unsortiertem und wenig verlässlichem Wissen. Die Faktenboxen können eine echte Kompassfunktion übernehmen, wenn es darum geht, sich einen sicheren Überblick über ein medizinisches Thema zu verschaffen. Zusammen mit unseren digitalen Entscheidungshilfen und informativen Apps haben wir als Gesundheitskasse ein breites Angebot, um den Patienten gut und zuverlässig zu informieren. So ist er dann auch besser in der Lage, eine aktive Rolle während der therapeutischen Maßnahmen einzunehmen. Aus verschiedenen Studien wissen wir, dass es die informierten Patienten sind, die einfach besser mitmachen."

Wissenszuwachs durch Faktenboxen belegt

Erste Evaluationsergebnisse zeigen: Faktenboxen wirken. So konnte bei Testpersonen nach Lektüre von Faktenboxen ein signifikanter Wissenszuwachs festgestellt werden. Auch bei der Risikoeinschätzung zeigte sich, dass sie seltener gewillt waren, Früherkennungsuntersuchungen durchführen zu lassen, weil der Schaden einer solchen Behandlung für sie den Nutzen überwog.

Was bringen Faktenboxen für die Versicherten? Ratsuchende können sich mit diesen Boxen schnell und effektiv über viele Themen rund um die medizinische Versorgung informieren. Zum Beispiel kann Frauen in wenigen Augenblicken verdeutlicht werden, dass ein jährlicher Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs keinen nachweisbaren Nutzen für sie bringt, aber erhebliche Schäden verursachen kann. Senioren können erkennen, dass die Impfung gegen Grippe - entgegen oft öffentlich vorgebrachter Skepsis - sehr wohl einem schweren Verlauf der Grippe vorbeugen kann. Und über die stark beworbenen Nahrungsergänzungsmittel kann man nachlesen, dass zusätzlich eingenommenes Vitamin D weder Krebs noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert - aber in Kombination mit Kalzium zu mehr Magen-Darm-Erkrankungen führen kann.

Eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vor einem Jahr hatte ergeben, dass bei fast 60 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten die Fähigkeit zur Krankheitsbewältigung und Gesunderhaltung "problematisch" bis "unzureichend" ausgebildet ist. Damit schneiden die Deutschen im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich ab. Mehr als ein Viertel der Versicherten findet es sehr kompliziert, gesundheitsrelevante Infos zu finden; fast ein Drittel hat Schwierigkeiten, entsprechende Medieninformationen zu verstehen. Zwei Drittel haben Probleme dabei, die Vertrauenswürdigkeit der Gesundheitsrisiken einzuschätzen. Und ein Viertel ist kaum in der Lage, Arztinformationen eigenverantwortlich umzusetzen ... [gelesen: hier]

Quelle: AOK-BV
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